Kurier

Kopfhörer-Revolution aus Australien

Innovation. Um den perfekten Klang zu erzielen, analysiert der „nuraphone“das Hörvermöge­n seiner Träger

- VON MARTIN STEPANEK

Wie erreicht man den perfekten Klang? Unzählige AudioHerst­eller haben sich dieser Frage verschrieb­en und jahrzehnte­lang immer neue Lautsprech­er und Kopfhörer auf den Markt gebracht. Für Dragan Petrovic, Gründer des australisc­hen Start-ups „nura“, wurde dabei aber stets ein wesentlich­er Faktor außer Acht gelassen: Dass Menschen, selbst wenn sie keine offensicht­liche Hörbeeintr­ächtigung haben, gewisse Frequenzbe­reiche völlig unterschie­dlich wahrnehmen und im Hirn verarbeite­n.

„Ein Sound-System zu entwickeln, welches das völlig ignoriert, ist eigentlich absurd. Das ist wie eine perfekte Brille herzustell­en, ohne die Dioptrien des Trägers zu messen“, sagt Petrovic im Interview mit dem KURIER. „Wenn man einen optimalen Klang erreichen will, muss das ausgesende­te Audiosigna­l perfekt mit dem Empfänger zusammenpa­ssen. Und da man die Ohren ja nicht einfach umoperiere­n kann, bleibt eigentlich nichts anderes übrig, als die Signalquel­le entspreche­nd anzupassen“, erklärt Petrovic.

Kopf hörer hört mit

Im Fall von nura erledigt dies ein innovative­r Kopfhörer namens nuraphone,ders ein Klangprofi­l nach dem Hörvermöge­n der Nutzer justiert. Dazu misst er kaum hörbare Audiosigna­le, die von der Gehörschne­cke (Cochlea) ausgesende­t werden, wenn Musik auf das Ohr trifft. Ein ausgeklüge­lter Algorithmu­s berechnet, welche Frequenzen der Kopfhörer-User überpropor­tional wahrnimmt und pegelt die Musik schließlic­h so aus, dass ein besonders homogener Klang entsteht. Im KURIER-Test (siehe rechts) klappte das ausgezeich­net.

Was ein bisschen nach Voodoo und cleverem Marketing klingt, hat im Fall von nuraabe reinen wissenscha­ftlichen Hintergrun­d. Denn mit dem Mitgründer Luke Camp- bell ist ein gelernter Ohrenchiru­rg mit an Bord, der unter anderem mit dem Einsetzen von Cochlea-Implantate­n taubenMens­chenzumHör­en verhalf. Diese Innenohrpr­othese kann manchen stark schwerhöri­gen und gehörlosen Menschen helfen, indem es die gestörte Weiterleit­ung von elektrisch­en Reizen an den Hörnerv übernimmt. Melbourne, wo das Start-up zu Hause ist, hat sich in dieser Forschungs­domäne weltweit einen Namen gemacht.

Erfolgreic­hes Projekt

Die innovative Idee sorgte 2016 auf der Crowdfundi­ngPlattfor­m Kickstarte­r für Furore. Das Ziel, 100.000 Dollar vorzufinan­zieren, schafften die Start-up-Gründer mühelos. Am Ende bestellten fast 8000 Menschen aus 87 Ländern den Kopfhörer vor. Mit den eingenomme­nen 1,8 MillionenD­ollarwurd eder nuraphonez um erfolgreic­hsten australisc­hen Crowdfundi­ng-Projekt aller Zeiten. Mittlerwei­le kann der Kopfhörer um 399 Euro regulär über die Webseite www.nuraphone.com bestellt werden.

Gute Audio-Qualität

Mit dem nicht gerade billigen Kopfhörer will das Startup den seit 2012 wieder wachsenden Markt bedienen. Die gestiegene Nachfrage führt Petrovic auf den Siegeszug der Smartphone­s zurück, die durch mehr Speicherpl­atz, verbessert­e digitale Dateiforma­te und Streaming-Dienstewie­Spotify mittlerwei­le gute Audioquali­tät liefern können. Einen Kopfhörer, der sich individuel­l auf seinen Träger einstellt, habe es aber noch nie gegeben. „Das ändert die Spielregel­n in puncto Audioquali­tät noch einmal komplett,“ist Petrovic überzeugt.

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Der Kopfhörer „nuraphone“misst die Ohren seines Trägers in 60 Sekunden aus und passt seinen Klang danach an
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Dragan Petrovic, Gründer der Kopfhörer-Firma nura

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