Optisch üppig, musikalisch schwach
Kritik. Die amerikanische Pop-Sirene Katy Perry konnte in der Wiener Stadthalle nicht überzeugen
Als Katy Perrys „Witness“Tour vorigen September in Kanada startete, wurden die Tickets für die ersten Shows zuSchleuderpreisenimInternet angeboten. Von Flop war da die Rede. Auch, weil das „Witness“-Album sowohl in der musikalischen Substanz als auch in den Verkäufen lahmte.
Als die 33-Jährige Montagabend in Wien gastierte, war von Flop wenig zu spüren. Die Stadthalle war zwar nicht ausverkauft, aber mit 12.500 Zusehern, die schon beim funkigen Pausensound enthusiastisch mitmachten, fiel das niemandem auf. Genauso begeistert begrüßt wurde auch Perrys Auftritt, als sie auf einem Stern-Gerüst durch das gigantische Auge (ein LED-Schirm) auf die Bühne schwebte.
Langweilig
Und das war nur der Anfang einer langen Reihe von Showgags, die Perry nach Wien mitgebracht hatte: Tanzende Flamingos, Riesen-Insekten, Würfel, eine Allee aus stählernen Rosen, Akrobaten, einen röhrenden Löwen und, und, und . . . Die Show war derart visuell überfrachtet, dass es bald langweilig wurde.
Dabei war all das gut gemacht. Jedes Szenenbild für sich genommen sah gut aus. In dieser Masse war es aber zu viel des Guten. Zwischen drin blinkten Parolen wie „Rebellion“in den Videos auf, und Perry fragte ihre Fans eingangs, ob sie ihr „zur absoluten Freiheit“folgen wollen. Ein achtel-herziger Versuch, der Show einen Anstrich von Ernsthaftigkeit und Botschaft zu geben.
Er ging in dem permanenten zuckerl-bunten Gewusel von Tänzern und Requisiten, das nie einen roten Faden offenbarte, genauso unter wie die Musik.
Nie, nicht einmal bei den ruhigeren Nummern, durfte es nur darum gehen. „Wide Awake“sang Perry mit der akustischen Gitarre auf einer Attrappe des Planeten Saturn sitzend, die unter der Decke schwebte. Musikalisch ein schöner Moment.
Viel mehr davon gab es nicht. Ihre größten Hits packte Perry hintereinander in den zweiten von fünf Abschnitten. Besser auf das Set verteilt, hätten sie mehr Leben in den Rest der Tonspur der Show gebracht. Denn sie haben zwar wenig Tiefgang, sind aber gut gemachte, eingängige Pop-Hits. Die Songs von Perrys jüngstem Album „Witness“, die es (linkisch) mit Tiefgang versuchen und fast alle zu hören waren, sind dagegen nichtssagend.
Sie wurden von der auf Dauer-Power gepolten Band in genauso nichtssagendem Charts-Sound durchgepeitscht. Und nicht nur einmal war zu hören, dass Perrys gesanglichen Fähigkeiten Grenzen gesetzt sind.
Bemüht
Zugutehalten muss man ihr, dass sie sich sehr um ihr Publikum bemüht – auch wenn viel von dem Verschnaufpausen-Geplauder mit Fans unbeholfen und orientierungslos wirkte. Aber wenigstens spulte sie ihre Show nicht so mechanisch und unbeteiligt ab wie Rihanna. Aber das reichte nicht, um den Mangel an emotionalem Gewicht in den Songs auszugleichen. Auch der visuelle Bombast, der möglicherweise genau dafürkonzipiertwar,schaffte das nicht.
KURIER-Wertung: