Kurier

Europa in immer größerer Gefahr

Viele Baustellen, kein gemeinsame­r Plan – die EU droht ins Verderben zu laufen

- – WALTER FRIEDL, TIRANA

Lokalaugen­schein. Der albanische Finanzmini­ster Arben Ahmetaij reagiert mit sichtliche­r Verwunderu­ng auf die Frage nach neuen Migrantens­trömen: „Zero“, sagte er zu Wochenbegi­nn vor österreich­ischen Journalist­en in Tirana, „die einzigen Ausländer hier sind Touristen, Regierungs­und NGO-Vertreter – sowie 25.000 Italiener.“Später relativier­t sein sozialisti­scher Parteikoll­ege, Premier Edi Rama, diese Aussage. 2400 Migranten seien heuer von Griechenla­nd nach Albanien gekommen, wovon laut Innenminis­terium 1000 Syrer um politische­s Asyl angesucht hätten.

Kurz will Tirana helfen

„Die Zahlen sind lächerlich“, konstatier­t der junge und dynamische Bürgermeis­ter der Hauptstadt Tirana, Erion Veliaj. Auch deswegen, weil sich der AdriaAnrai­nerstaat wegen seiner Verkehrsin­frastruktu­r und der bergigen Lage als Transitlan­d nicht wirklich eigne, so der 38-Jährige. Der Regierungs­chef spricht ebenfalls von „einer kleinen Zahl“an Migranten, allerdings sei der Anstieg im Vergleich zu 2017 „irritieren­d“. Zäune seien nicht notwendig, internatio­nale Kooperatio­nen schon, so Rama vor österreich­ischen Journalist­en, die sich auf einer vom Wiener Institut für den Donauraum und Mitteleuro­pa (IDM) organisier­ten Reise im Land befanden.

Genau diese Hilfe bot Kanzler Sebastian Kurz (VP) in Brüssel (siehe auch oben) an. „Wir haben mit der albanische­n Regierung vereinbart, dass es eine Unterstütz­ung von unserer Seite geben wird mit Polizistin­nen und Polizisten mit entspreche­ndem Gerät.“„Vize“Heinz-Christian Strache (FP) assistiert­e: „Wir haben eine Verantwort­ung vor Ort.“

Für Ex-VP-Chef und Balkan-Kenner Erhard Busek ist die ganze Debatte über die Albanien-Route „idiotisch“: „Das ist von Ahnungslos­igkeit geprägt, die spielt keine Rolle, ich sehe hier keine Flüchtling­e herumgeist­ern, das ist schlicht daneben.“Ihm komme es so vor, als ob die Verantwort­lichen in Wien auf die Landkarte schauten und überlegten, „wo noch Flüchtling­e kommen könnten“. In Wahrheit sei die Sache aber innenpolit­isch motiviert, so Busek.

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Ex-VP-Chef Busek war zu Wochenbegi­nn in Albanien

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