Kurier

Kampf gegen grüne „Pendlerste­uer“-Pläne

ÖVP mobilisier­t die Autofahrer

- VON KATHARINA ZACH

500 Euro pro Jahr an Mehrkosten kämen bei Einführung einer Citymaut auf Pendler zu, rechnet die ÖVP Niederöste­rreich vor. In den Bezirken rund um Wien formiert sich schwarzer Widerstand gegen den Vorschlag der grünen Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou. Landesgesc­häftsführe­r Bernhard Ebner spricht von einer „Pendlerste­uer“und bezeichnet die Pläne als „kleingeist­ig, engstirnig und kurzsichti­g“. Für den Raum Wien, in dem 2,9 Millionen Menschen aus drei Bundesländ­ern leben, fordert er gemeinsame Lösungen. Die sieht die ÖVP NÖ im U-Bahnsowie Straßenaus­bau. Welche Bedeutung dabei der Lobautunne­l hat, erklärte Ebner auch im Rahmen der KURIER-Serie „Warum eigentlich?“auf kurier.at.

An der Wiener Stadtgrenz­e ist Schluss – hier endet die Kernzone bei den Öffis, Busse der Wiener Linien kehren um. Und die U-Bahnen hätten aus Sicht vieler Niederöste­rreich er näher anden Stadtrand rücken sollen. Beispiel Ausbau U1: Statt nach Rothneusie­dl, wo Platz für eine große Park-&-Ride-Anlage gewesen wäre, wurde sie nur bis Oberlaa verlängert.

Bei der Zusammenar­beit in Sachen Verkehr zwischen Wien und NÖ war bereits in der Vergangenh­eit Luft nach oben. Der aktuelle Vorschlag Wiens grüner Vize bürgermeis­terin MariaVassi­lakou, eine Citymaut einzuführe­n, schlägt tief in dieselbe Kerbe. Rund um Wien formiert sich nun eine breite – schwarze – Front gegen die Pläne. Pendeln doch rund 414.550 Menschen aus dem Umland mit dem Auto in die Bundeshaup­tstadt.

„Die Citymaut ist nichts anderes als einePendl er steuer “, ärgert sich der Landes geschäftsf­ührer derÖVP NÖ, Bernhard Ebner. Betroffene hätten 500 Euro Mehrkosten pro Jahr. Landesrat Ludwig Schleritzk­o hatte von 250 Millionen Euro an Kosten für NÖ gesprochen. Gemeinsam mit den Mandataren der Wiener Umlandbezi­rke sollen nun die Pendler gegen die Pläne mobilisier­t werden. Mittwochfr­üh wurden erstmals Info-Flyer verteilt; Betroffene werden aufgerufen, auf der Homepage der Volksparte­i NÖ ihre Meinung zu deponieren.

Der Raum Wien sei ein Lebens- und Wirtschaft­sraum, der 2,9 Millionen Menschen aus drei Bundesländ­ern erfasse, erklärt Ebner. „Jeder vierte nieder österreich­s c he Arbeitnehm­er hat einen Job in Wien, jeden vierten Job in Wien macht kein Wiener.“Statt nur „dagegen“zu sein, müsse man gemeinsame Lösungen finden, richtete EbnerVassi­lakou aus. Die Citymaut-Idee sei „kleingeist­ig, engstirnig und kurz- sichtig“. Die grüne Politikeri­n ist Gegnerin des Lobautunne­ls, der Bau einer weiteren Schnellbah­n-Stammstrec­ke in Wien habe für sie keine Eile. Für NÖ wiederum haben die Maßnahmen Priorität, ebenso wie die U-BahnVerlän­gerung ins Umland und der Bau und Ausbau von S1, S8, A22 bei Stockerau und A4 bis Neusiedl/See, wie Ebner aber auch die Landtagsab­geordneten Gerhard Schödinger aus Wolfsthal und René Lobner aus Gänserndor­f betonen.

Park-&-Ride

Änderungen der VOR-Tarifzonen oder die Reaktivier­ung von Nebenbahne­n ist für die ÖVP derzeit aber kein Thema, wobei Ebner dem Vorschlag von Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ), ein Österreich-Ticket nach Modell des Wiener 365-Euro-Jahrestick­ets zu schaffen, nicht abgeneigt ist.

In erster Linie setzt NÖ allerdings auf den Ausbau von Park-&-Ride-Anlagen. 38.500 Stellplätz­e gibt es in NÖ bereits. „So viel wie in allen anderen Bundesländ­ern zusammen“, sagt der Perchtolds­dorfer Ortschef Martin Schuster, dessen Gemeinde nur ein Straßenzug von Wien trennt. Für ihn ist es eine soziale Ungerechti­gkeit, wenn jene, die nach Wien pendeln müssen, „bestraft“werden. An 46 Standorten seien weitere Stellplätz­e in der Pipeline, in Perchtolds­dorf 66 Auto- und 88 Fahrradplä­tze.

Generell hat das Land aus ÖVP-Sicht bereits viel für die Pendler getan – etwa mit SBahn-Taktverdic­htungen oder der Erhöhung der täglichen Sitzplatza­nzahl um 33.000 auf rund zwei Millionen, sagt Korneuburg­s Stadtchef Christian Gepp. „Heuer investiert das Land 80 Millionen Euro für Bahn- und Bus.“

Für den Klosterneu­burger Christoph Kaufmann sollte Vassilakou – wenn es um Schadstoff­belastung geht – vor der eigenen Tür kehren und die Ampelschal­tungen optimieren. „Durch eine grüne Welle könnte der Ausstoß von Stickoxide­n um 50 Prozent reduziert werden.“

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Wie das „gallische Dorf“ist Wien von streitbare­n niederöste­rreichisch­en ÖVP-Mandataren umzingelt. Die schwarzen Politiker erteilen einer Citymaut einer klaren Absage

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