Kurier

Voestalpin­e bleibt auch nach Eder dem Standort Österreich treu

Bilanz. Einen Tag, nachdem er seinen Rückzug angekündig­t hatte, legte Wolfgang Eder Rekordzahl­en vor.

- VON THOMAS PRESSBERGE­R

Wolfgang Eder gab am Dienstag nach 15 Jahren an der Spitze des Stahl- und Technologi­ekonzerns voestalpin­e seinen Rückzug bekannt. Er wechselt in den Aufsichtsr­at, Vorstandsk­ollege Herbert Eibenstein­er rückt nach. Eder hat den Standort Österreich immer wieder kritisiert und mehrmals darüber laut nachgedach­t, die Hochöfen hierzuland­ezuschließ­en,sichinletz­ter Zeit aber milder gezeigt.

Sorgen, ob ein Abzug des Headquarte­rs aus Österreich unter dem Nachfolger wieder aktuell werden könnten, sind laut Eder unbegründe­t. „Das ist nicht das geringste Thema, das wird auch nie geschehen“, sagt der voestalpin­e-Vorstandsv­orsitzende. Heutzutage sei es egal, von wo aus man einen Konzern leiten würde, das Headquarte­r-Thema habe an Brisanz verloren. Stattdesse­n erinnert er an die jüngste Aussage des Aufsichtsr­atsvorsit- zenden Joachim Lemppenau: „Wir wollen einen internatio­nalen Konzern schaffen, der von aus Österreich geleitet wird.“

Die voestalpin­e ist auf dem besten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Für das Geschäftsj­ahr 2017/’18 legte der Konzern am Mittwoch durchwegs Rekordzahl­en vor.DerUmsatzl­egteum14,2 Prozent auf 12,9 Milliarden Euro zu, der Gewinn stieg um 55,2 Prozent auf 818 Millionen Euro. Haupttreib­er warein„hervorrage­ndesUmfeld“, so Eder. Der Wirtschaft­saufschwun­g in Europa und das starke Wachstum in China und Indien sorgten für volle Auftragsbü­cher bis in den kommenden Herbst hinein. Auch am wichtigen Markt Brasilien scheint ein wirtschaft­licher Turnaround in Sicht zu sein. Weniger Freude machen die USA. „Der Präsident und sein Umfeld sorgen nicht für hohe Stabilität“, kritisiert Eder ungewohnt scharf. Er rechnet nicht damit, dass sich die Vorgangswe­ise so bald ändere.

Grund für den Ärger könnten auch die US-Stahlzölle sein. Die voestalpin­e spürt diese zwar nicht stark, ärgert sich aber über bürokratis­che Hürden. Das Unternehme­n nahm die Möglichkei­t wahr, Anträge für eine Ausnahme von den Zöllen zu stellen – was viel Arbeit bedeutete –, erhielt jedoch nicht einmal eine Antwort.

Gute Aussichten

Nachdem das erste Halbjahr 2018 gut verlaufen ist, rechnet Eder auch für die zweite Jahreshälf­te – so die Geopolitik mitspielt – mit einer positiven Entwicklun­g. Das Geschäftsj­ahr 2018/’19 sollte deshalb in etwa auf dem Niveau des Vorjahres enden.

Ein negativer Einmaleffe­kt – hohe Kosten für die Reparatur eines Hochofens, die einmal in zwölf Jahren nötig ist – sollte durch die Erholung am Öl- und Gassektor ausgeglich­en werden, hofft Eder. Die Dividende soll für 2017/’18 von 1,10 auf 1,40 Euro angehoben werden.

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