Telefonieren ins Ausland wird billiger
EU-Verordnung. Ab Mai nächsten Jahres dürfen maximal 0,19 Euro pro Minute verlangt werden
Seit Mitte Juni des Vorjahres kann aus dem EU-Ausland zum selben Preis telefoniert bzw. SMS-Nachrichten versendet oder mobil im Internet gesurft werden wie im Inland. Nach dem RoamingAus bei der Nutzung des Handys hat sich die EU der zum Teil hohen Gebühren bei Anrufen und SMS vom In- ins EU-Ausland angenommen. Mit 19. Mai nächsten Jahres sollen diese nicht abgeschafft, aber reduziert werden.
Das EU-Parlament und der Rat der EU-Staaten haben sich auf einen entsprechenden Kompromiss geeinigt. Telefonate von einem EULand in ein anderes dürfen künftig – ohne Mehrwert- steuer – maximal 0,19 Euro pro Minute, SMS maximal 0,06 Euro kosten.
Darüber war zuvor lange verhandelt worden. Das EUParlament hatte sich für die generelle Abschaffung der Auslandsaufschläge ausgesprochen. Eine Reihe von Ländern war jedoch gegen die Streichung der Auslandsgebühr. Die Kosten für die betroffenen Auslandstelefonate variieren in den verschiedenen EU-Staaten laut Konsumentenorganisationen zwischen 0,05 Cent und 0,8 Cent pro Minute. „Verbraucher zahlen für Auslandstelefonate, die die Anbieter nur 0,01 Euro kosten. Das ist ein Skandal, dem wir ein Ende setzen müssen“, hatte zuvor die frühere EU-Kommissarin und jetzige EU-Parlamentarierin Viviane Reding erklärt. „Die europäischen Verbraucher sind keine Melkkühe.“
Fehlende Einnahmen
Die meisten EU-Staaten waren allerdings gegen eine Abschaffung der Auslandsgebühren. Denn in vielen Ländern gibt es noch (teil-) staatliche Telekomkonzerne. Weniger Einnahmen aus der Auslandsgebühr bedeutet auch weniger Geld für den Staat. Auch Österreich sprach sich gegen eine völlige Abschaffung der Gebühren aus. Eine verordnete Kostensenkung würde das Ziel unterwandern, Investitionsanreize für den 5G-Netzausbau zu schaffen, hatte es vor Kurzem aus dem blauen Infrastrukturministerium geheißen. Kritik daran kommt von der Opposition. Allerdings stand Österreich auch schon unter der alten Regierung diesbezüglich auf der Bremse.
Ohnehin ist zu bezweifeln, dass unterm Strich die Telefonrechnung viel niedriger ausfallen wird. Denn der Einnahmenausfall muss kompensiert werden. So erhöhten im Vorjahr laut Arbeiterkammer die Anbieter die Servicegebühren. Mit weiteren Anpassungen nach oben werde man daher rechnen müssen, meinen Experten.