Kurier

Zahl der Internet-Einkäufer hat sich in zehn Jahren verdoppelt.

Jeder zweite Euro fließt über die Grenze, beiderBekl­eidungsind es sogar 60 Prozent. Heimische Händler klagen über einen zunehmend unfairen Wettbewerb.

- VON ANITA STAUDACHER

Der bequeme Einkauf von zu Hause aus breitet sich rasant aus. Binnen zehn Jahren hat sich in Österreich die Zahl der regelmäßig­en Online-Shopper auf 4,1 Millionen bzw. 62 Prozent der 16- bis 74-Jährigen mehr als verdoppelt. Dies geht aus einer Studie der KMU Forschung Austria hervor. Die Top-Seller blieben weitgehend gleich: Gekauft werden vor allem Bekleidung/Textilien, Bücher und Elektroger­äte. Die größten Steigerung­sraten gibt es bei Schuhen, Sportartik­eln, Spielwaren und Kosmetik.

Die Jahresausg­aben für Online-Shopping haben sich im Zehn-Jahres-Abstand auf 7 Mrd. Euro nahezu verfünffac­ht, wobei das rasante Wachstum zum Großteil auf das Konto ausländisc­her Anbieter geht. Jeder zweite Euro floss im Vorjahr über die Grenze zu Internet-Riesen wie Amazon, Zalando oder Otto Versand. Die Umsätze der österreich­ischen WebShops lagen zuletzt bei 3,2 Mrd. Euro und entwickelt­en sich in den vergangene­n Jahren weniger dynamisch.

Kaufkrafta­bfluss

Was auffällt: In kaum einem anderen EU-Land ist der Kaufkrafta­bfluss im Internet-Handel so groß wie in Österreich. Nur in Luxemburg und in Malta kaufen die Konsumente­n noch mehr online überderGre­nzeein,während etwa in Deutschlan­d drei Viertel bei deutschen Shops ordern. Alle großen OnlineHänd­ler hätten einen Sitz in Deutschlan­d, nicht unbedingt aber in Österreich, be- gründet Studienaut­or Ernst Gittenberg­er die Unterschie­de. Die Dominanz ausländisc­her, primär deutscher Konzerne findet sich in Österreich aber auch im stationäre­n Einzelhand­el wieder.

Die größte internatio­nale Konkurrenz gibt es übrigens für die Schuhhändl­er. Der Kaufkrafta­bfluss im Online-Shopping liegt hier laut Studie bei 70 Prozent, bei der Bekleidung entfallen 60 Prozent auf ausländisc­he Shops. Die Wirtschaft­skammer (WKÖ) klagt über einen zunehmend unfairen Wettbewerb gegenüber Web-Riesen wie Amazon oder Alibaba. Chinesisch­e Händler würde durch ein uraltes Post-Privileg der Paketversa­nd in die EU fast gar nichts kosten, kritisiert Iris Thalbauer, Geschäftsf­ührerin der Sparte Handel in der WKÖ.

Der Handelsver­band wiederum geht gegen Amazon vor und fordert eine verpflicht­ende Angabe der Verkaufspr­eise inklusive österreich­ischer Umsatzsteu­er auf amazon.at. Derzeit werde mit den niedrigere­n deutschen Preisen geworben und erst kurz vor der Bestellung der höhere Preis angezeigt. Wie schwierig der Kampf gegen die Riesen ist, zeigt der Versuch der Post, einen rein österreich­ischen OnlineMark­tplatz zu etablieren. Statt wie geplant 1000 Händler sind auf shöpping.at erst etwa 500 vertreten.

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Beim Online-Shopping spielt die Regionalit­ät keine Rolle. Bestellt wird mehrheitli­ch im Ausland
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