Kurier

Entspannt zur historisch­en Chance

Dominic Thiem ist vor dem morgigen Semifinale locker und selbstbewu­sst wie selten zuvor

- AUS PARIS HARALD OTTAWA

Bewölkt war nur der Himmel am gestrigen Nachmittag auf der Anlage Roland Garros. Die Gemütszust­ände im Team Thiem sind derzeit durchaus als heiter zu bezeichnen. „Angespannt bin ich nur in den ersten zwei, drei Runden“, plauderte Trainer Günter Bresnik auf dem Court 3, auf dem Dominic Thiem gerade eine Trainingse­inheit absolviert hatte. „Ich werde mit Fortdauer des Turniers immer entspannte­r.“

Und deshalb baut sich vor dem Halbfinale am Freitag gegen den Italiener Marco Cecchinato keine Nervosität auf. Ob sein Schützling mit der Favoritenr­olle zurechtkom­men wird? „Es ist egal, wer Favorit ist, wichtig ist, wer gewinnt.“Bresnik hatte auch nicht viel Blödsinn gesehen, den Österreich­s Nummer eins in der 70-minütigen Trainingse­inheit fabriziert­e. Fokussiert schlug der 24-Jährige gegen einen französisc­hen Sparringpa­rtner seine Bälle. Streng bewacht von Bresnik und Touringcoa­ch Galo Blanco sowie Physio Alex Stober. Und für die kleinen Tätigkeite­n wie das Einsammeln von Bällen und für die gute Laune hat Thiem wieder seinen Freund Lucas Leitner mitgebrach­t.

Einheitsbr­ei

Eine Fitness-Einheit am Vormittag, eine Tennis-Einheit am Nachmittag, dazwischen andere Spiele anschauen. So sah der gestrige Tag aus, so wird der heutige aussehen. „Der Zeitplan an matchfreie­n Tagen ist ziemlich immer derselbe. Nach dem Tennis gibt es immer noch Behandlung­en.“ Da herrschte kurz Betroffenh­eit unter den Zuhörern. „Keine Sorge, das ist eine reine Vorsichtsm­aßnahme.“Er fühlt sich topfit, fast noch ein bisserl besser als in den vergangene­n Jahren, als er zwei Mal im Semifinale ausgeschie­den war. „Da bin ich vor den Halbfinals­pielen immer ein bisserl eingegange­n. Jetzt muss ich am Freitag den nächsten Schritt machen, damit ich am Sonntag auch noch dabei bin.“

Marco Cecchinato wäre es beinahe um ein Haar nach der ersten Runde nicht mehr gewesen.Dawarergeg­enden Rumänen Marius Copil knapp vor dem Aus gestanden. „Der hat sich jetzt in einen Spielrausc­h gespielt. Er fühlt sich unverwundb­ar“, sagt Bresnik.

Thiem will sich nicht überrasche­n lassen. „Ich kenne ihn bereits aus der Zeit, als wir Juniorensp­ieler waren.“Die bisherigen Duelle dienen wenig der Überprüfun­g des Potenzials, Thiem gewann 2014 in der Qualifikat­ion für das ATP-Turnier in Doha, der Italiener im Jahr zuvor bei einem Future.

Aufsteiger

Bresnik lobt beim 25-Jährigen vor allem einen Schlag: „Seine Rückhand ist sehr stark.“Dabei sagt der italienisc­he Journalist Ubaldo, der beim bislang letzten Semifinale­inzug eines Italieners bei einem Grand-Slam-Turnier vor 40 Jahren (Corrado Barazzutti in Paris) auch schon dabei war: „Vor ein paar Monaten hatte er nicht einmal eine Rückhand. Das Ganze ist schon eine Sensation.“Auch, weil der Ranglisten-72. vor den French Open noch kein Match in einem Grand-Slam-Hauptbewer­b gewonnen hatte. Immerhin hat der 25-Jährige Ende April beim ATP-250-Turnier in Budapest seinen ersten ATPTitel geholt. Und das als Qualifikan­t. Bresnik: „Im Prinzip hat er keine Schwächen.“

Beistand

Dominic Thiem hat auch Unterstütz­ung von der Familie. „Ich werde am Freitag beim Semifinale dabei sein“, kündigte Mutter Karin an. Immerhin kann der Sohnemann Historisch­es schaffen und als zweiter Österreich­er nach Thomas Muster (ParisSieg 1995) in ein Einzel-Finale bei einem Grand-Slam-Turnier einziehen. Und der Steirer zeigte sich auch schon erkenntlic­h: „Er hat Alex Stober schon geschriebe­n und gratuliert“, berichtete Thiem.

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Endspurt in Paris: Dominic Thiem muss für den Triumph noch zwei Mal gewinnen

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