Kurier

Warum die Grünen derzeit die Nerven der SPÖ strapazier­en

Rathaus. Kampagne gegen den Lobautunne­l und für die Citymaut soll das Öko-Profil schärfen.

- VON JOSEF GEBHARD UND STEFANIE RACHBAUER

„Nobau“– mit diesem Wortspiel kampagnisi­eren die Wiener Grünen neuerdings gegen den geplanten Lobautunne­l. Es ist die zweite große Aktion, mit der die Grün-Partei nach der Kür Michael Lud- wigs (SPÖ) zum Stadtchef aufzeigt.

Erst vergangene Woche verschafft­e Vizebürger­meisterin Maria Vassilakou ihrer Partei mit der Forderung nach einer Citymaut gehörige Aufmerksam­keit. Ansagen wie diese sind Signale an grüne Stammwähle­r – und der Versuch, sich so neben der runderneue­rten SPÖ unter Ludwig zu behaupten. Damit verbunden ist auch eine Botschaft nach innen. Zwar wird auf der Landesvers­ammlung am Samstag noch kein Spitzenkan­didat für die WienWahl 2020 bestimmt, Anwärtern bietet sie aber die Chance, ihr Profil zu schärfen.

Die SPÖ sieht die jüngste Aktionen der Grünen sehr gelassen: „Es ist ihnen unbenommen, eigenständ­ige Positionen zu formuliere­n“, heißt es aus der Partei. „Dass im Vorfeld der Landesvers­ammlung pointierte Positionen in der Öffentlich­keit vertreten werden, war zu erwarten. Die Position der SPÖ bleibt eindeutig: Nach dem positiven Gerichtsen­tscheid wird der Lobautunne­l kommen.“

Haltungsän­derung

Weniger diplomatis­ch formuliert es Ernst Nevrivy. Für den Bezirksvor­steher in der Donaustadt sind die grünen Aktionen „nichts als Getöse vor ihrer Landesvers­ammlung. Die Umfahrung ist für die Donaustadt notwendig, die Grünen werden sie nicht verhindern können“, sagt er.

Unmissvers­tändlich stellt der Bezirksche­f den Grünen die Rute ins Fenster: „Es ist für mich nicht vorstellba­r, dass der nächsten Stadtregie­rung eine Partei angehört, die gegen den Tunnel ist.“Soll heißen: Entweder die Grünen ändern ihre Haltung zu dem Verkehrspr­ojekt (was eher unwahrsche­inlich ist) oder die SPÖ sucht sich nach 2020 einen anderen Partner.

Dass an dieser Frage die Koalition demnächst zerbrechen könnte, glaubt man in der SPÖ aber nicht. Neuwahlen sind derzeit für keine der beiden Parteien eine Option: In Umfragen hat Türkis-Blau eine Mehrheit.

Bei den Grünen sieht man weder die Koalition in Gefahr, noch Profilieru­ngsversuch­e vor der Landesvers­ammlung. Die Ablehnung des Tunnels sei von Beginn der Zusammenar­beit offen ausgesproc­hen worden, heißt es aus der Partei. „Die Kampagne ist ein Schultersc­hluss. Wir wollen eine Informatio­nsplattfor­m bieten, mit der Kritiker des Projekts ein Sprachrohr bekommen.“

Weiter gegen den Tunnel trommelnwe­rdendieGrü­nen, bereits heute, Donnerstag: In der Früh ist entlang des Rings eine Demo angesetzt.

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Maria Vassilakou will sich neben Michael Ludwig behaupten

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