Forscher finden die bisher ältesten Tier-Fußspuren der Erde
600 Millionen Jahre. Komplexes Leben auf der Erde ist älter als gedacht. Das belegen fossile Abdrücke eines Urzeit-Tieres aus Südchina
Bisher gebührte die Ehre einem winzigen Insekt: Der im Wasser lebende Tausendfüßler oder Wurm hatte vor 570 Millionen Jahren seine Spuren im Sedimentgestein des US-Bundesstaats Nevada hinterlassen.
Doch jetzt hat China den USA den Titel des ersten Fußabdrucks auf der Erde abgerungen: Ein internationales Forscherteam berichtet von der Entdeckung fossiler Fußabdrücke aus dem Ediacarium (eine Periode der Erdgeschichte vor etwa 600 Millionen Jahren) im Süden Chinas. Die Erkenntnisse über die bisher ältesten Tierfossilien-Fußabdrücke wurden im Wissenschaftsmagazin Science Advances veröffentlicht.
Lange waren die meisten Paläontologen der Ansicht, dass vor etwa 600 Millionen Jahren noch keine Tiere mit Beinen, sondern nur Mikroben und einfache mehrzellige Lebewesen auf der Erde lebten. Allerdings wurde auch darüber diskutiert, ob nicht doch schon komplexere Tiere wie weiche Korallen, Gliederfüßler oder Plattwürmer existierten. Jetzt gibt es immer mehr Beweise dafür, dass das komplexe Leben viel früher begann.
So weit legen sich die Forscher fest: Die entdeckten Fußabdrücke gehörten einer sogenannten Bilateria, den vielfältigsten Tieren in der Vergangenheit, aber auch Gegenwart. Zu ihnen gehört heute von den Plattwürmern bis zu den Wirbeltieren alles.
Fossilien fehlen
Bisher wurde angenommen, dass Bilateria während der kambrischen Explosion, einem gigantischen Evolutionsschub vor 541 bis 510 Millionen Jahren, plötzlich auftauchten. Ihre evolutionäre Herkunft wurde aber im Ediacarium vermutet. Bis zur aktuellen Entdeckung fehlte jedochder Beweis – Fossilien fehlten nämlich.
Das tun sie jetzt zwar auch noch: Die Körper der Tiere, die diese Spuren hinterlassen haben, sind noch nicht gefunden worden. Vielleicht wurden sie auch nicht erhalten. Was die Forscher des Nanjing Instituts für Geologie und Paläontologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften und der Virginia Tech in den USA allerdings entdeckt und untersucht haben, sind die Gänge, die die Tiere in der sogenannten Dengying Formation am Yangtze in Südchina hinterlassen haben.
Die Bahnen sind etwas unregelmäßig, bestehend aus zwei Reihen von Abdrücken – ein Hinweis darauf, dass sie von zwei Tieren mit paarigen Fortsätzen erzeugt wurden, die sich immer wieder auf der Suche nach Nahrung durchs feuchte Sediment bewegten.