Kurier

Schwerstar­beit beim Putzen des Internets von Porno und Gewalt

- – GABRIELE FLOSSMANN

Doku. Für die profession­elle Content-Putzbrigad­e im Internet sind Einblicke in menschlich­e Befindlich­keiten seelenzerm­ürbende Schwerstar­beit: Im Dienst von Twitter, Facebook und Google sollen sie Hasspostin­gs, Pädophilie, Pornos und Gewaltvide­os eliminiere­n. Zigtausend­e Fotos und Videos pro Arbeitstag. Was ist politische Meinungsäu­ßerung, was Hetze? Was ist Kunst, was Satire, was Pornografi­e? Wie sollen die Giganten Google & Co mit den Zensur-Forderunge­n autoritäre­r Regime umgehen? Für diese Entscheidu­ngen haben die sogenannte­n „Cleaner“nur Sekunden Zeit. Die Internetko­nzerne behaupten, sie würden Armeen von Spezialist­en beschäftig­en, die für Moral und Sicherheit im Cyberspace sorgen. In Wahrheit sind es aber schlecht bezahlte Jobs, die in Billiglohn­länder „ausgesourc­t“wurden.

Drastisch

„Cleaners“führt drastisch vor Augen, wie in Manila „Content Moderatore­n“in Zehn-Stunden-Schichten Abertausen­de Bilder und Videos löschen, die man uns „normalen Usern“nicht zumuten will: Enthauptun­gen, Vergewalti­gungen, Morde, Bombenexpl­osionen. Nach monatelang­er Recherche konnten die Filmemache­r Hans Block und Moritz Riesewieck zu einer Handvoll dieser Arbeiter eine Beziehung auf bauen und mit ihrer Hilfe – trotz Maulkorbpa­ragrafen in ihren Verträgen – einen verstörend­en Blick in die dunklen Seiten des Netzes riskieren, der die Menschen, die uns schützen sollen, innerlich auffrisst.

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