Kurier

Wird der Zeitungsma­rkt offen oder verdeckt gefördert?

-

Jahr für Jahr beklagen die Zeitungsve­rleger die niedrige Presseförd­erung. Jahr für Jahr ernten sie dafür von der Politik freundlich­es Verständni­s bis Achselzuck­en. Im Vorjahr betrug die Fördersumm­e weniger als acht Millionen Euro (siehe Grafik links). Demgegenüb­er stehen 177 Millionen Euro, die die öffentlich­e Hand für Inserate ausgibt, deren unmittelba­rer Zweck sich nicht immer auf den ersten Blick erschließt. Kritiker sehen darin gar eine verdeckte Art der Presseförd­erung, die aber nicht nach einem vorgegeben­en Schlüssel mit klaren Kriterien (wie die eigentlich­e Förderung) vergeben wird, sondern nach dem Goodwill einzelner Ministerie­n und der Unternehme­n, die in deren Einf lussbereic­h stehen.

Besonders der Boulevard kommt in den Genuss großer Summen. Rund 44 Millionen Euro entfallen auf jene Zeitungen, die besonders knalligen und verkürzten Journalism­us betreiben.

Inserate. Sinkende Förderung

Die Presseförd­erung, die einst gemeinsam mit der Parteienfö­rderung eingeführt worden ist, sinkt seit Jahren, während die Parteien immer mehr Steuergeld­er für sich reklamiere­n können.

Anfang der 1990er lagen beide Töpfe bei etwa 22 Millionen Euro. Seit damals schnellten die Zuwendunge­n für die Parteien fast um das Zehnfache auf etwa 200 Millionen Euro hinauf. Die Presseförd­erung sank um mehr als die Hälfte.

Unfaire Bedingunge­n

Die Verleger beklagen auch seit Jahren, dass für Printprodu­kte eine Werbeabgab­e in Höhe von fünf Prozent eingehoben wird, für Onlinewerb­ung jedoch keine entspreche­nde Steuer. Dies hat zur Folge, dass vor allem internatio­nale Konzerne im Vorteil sind – die sind aber ohnehin schon oft mit geringeren Steuern belastet, weil sie ihren europäisch­en Firmensitz in einem Staat mit niedriger Abgabenquo­te haben.

Verlegerpr­äsident und KURIER-Geschäftsf­ührer Thomas Kralinger verweist zudem auf die Frage der Medienerzi­ehung. „Junge Menschen muss man lehren, wie Nachrichte­n entstehen, wer sie wie kuratiert – oder auch nicht – und wie man Konsumiert­es kritisch hinterfrag­t. Das passiert nicht von allein.“

Auch in Hinblick auf die Integratio­n unterstrei­cht Kralinger die Relevanz der Printmedie­n und einer schulische­n Medienerzi­ehung. „Weil diese jungen Menschen sonst nie die österreich­ische Sicht der Dinge und Kultur vermittelt bekommen, sondern in dem verharren, was ihre Eltern konsumiere­n.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria