Kompromisslos elektrisch
Jaguar I-Pace. Erste längere Testrunden mit dem ersten E-Jaguar, der bei Magna in Graz gebaut wird
Das Ziel: Der erste elektrische Jaguar sollte ein kompromissloses und zugleich das begehrenswerteste E- Auto der Welt sein. Begonnen wurde mit einem weißen Blatt Papier. Das Ergebnis ist der I-Pace, in nur vier Jahren entwickelt. „So schnell sind wir bisher bei keinem anderen Projekt gewesen “, so Entwicklungsleit er Wolfgang Ziebart. Das liege auch daran, „dass uns anfangs niemand richtig ernst genommen hat und wir konnten alles selbst entscheiden.“
Das Kernteam bestand anfangs aus 50 bis 150 Mitarbeitern. Magna, wo der I-Pace gebaut wird (siehe Motor-KURIER vom 11.3.2018), war von Beginn an eingebunden. Auch die AVL aus Graz war mit von der Partie und lieferte das Batteriemodul. Grundsätzlich machten Ziebart und sein Team vieles selbst. So wurden auch die Permanent magnet-Synchron maschinen von Jaguar entwickelt.
Der I-Pace wurde als Hochleistungs-E-Auto konzipiert. „Großen Wert haben wir aber auch darauf gelegt“, so Chefdesigner Ian Callum, „dass der IPace nicht nur sportlich, sondern auch praktisch ist.“Dank des zwischen den beiden Achsen positionierten Batteriepakets (siehe Zusatzartikel) zeigt der I-Pace eine sehr ausgeglichene Gewichtsverteilung von 50:50 und einen um 130 mm niedrigeren Schwerpunkt als der etwa gleich große F-Pace, wodurch er nur geringe Wankbewegungen in Kurven hat.
Die beiden gleich starken und in die Achsen integrierten EMotoren, die über ein integriertes Eingang-Getriebe und Differenzial je eine der Achsen antreiben, machen den I-Pace zusätzlich zum Allradler und erlauben einen extrem langen Radstand von fast3mbei4,7m Gesamtlänge. Davon profitieren die Passagiere. Vier Personen, hinten sollten sie nicht größer als 1,80 sein, sitzen sehr bequem trotz der coupéhaften Dachlinie. Daneben bleibt noch viel Platz für Ablagen im Innen- und Laderaum hinten und vorne (siehe Zusatzartikel). Selbst eine Anhängelast ist erlaubt (750 kg gebremst).
In Fahrt
Und wie fährt er sich? „Der I-Type ist ein Jaguar und kann somit alles, was man sich von einem Jaguar erwartet“, so ein Jaguar-Sprecher. Tatsächlich hatte Jaguar für die Fahrpräsentation das übliche Fahren auf diversen Bundes- und Landesstraßen um zwei Schmankerln erweitert: eine Rennstrecke und einenOffro ad-Kurs mit extremen Steigungen und Wasser durchfahrten. Erster Eindruck: Die Beschleunigung ist atemberaubend und entspricht auch gefühlsmäßig den Angaben auf dem Papier (0–100 in 4,8 sec). Das Fahrwerk wirkte grandios, dieWankneigungw ar beeindruckend gering. DieVe rar bei tungsqualitätent sprach dem Preis, trotz de soft sehr schlechten Fahr untergrundes waren keine Karosserie geräusche zu vernehmen.
Gewöhnungsbedürftig vor allem für die Mitreisenden, aber auch den Lenker, sind die extremen Verzögerungen bei der sogenannten One-PedalFahrweise, wenn die vollen Bremsen ergie-Rekupe rat ions möglichkeiten genütztw erden. An diese Form der Verzögerung muss man sich erst gewöhnen.
Der Stromverbrauch auf befestigten Straßen lag laut Bordrechner bei 23,7 kWh. Die IPace-Entwickler haben sich viel gegen die Reichweitenangst der Kunden einfallen lassen. Unter anderem kann man sich bei der Navigation die jeweils noch zu erwartende Reichweite an Eck punkten anzeigen lassen. Der IPace ist lautZie bart so ausgelegt, dass selbst dann, wenn der Bord rechner 0 km Reichweite angibt, in den Batterien noch immer Strom für 20 km ist. Geladen werden kann mit Wechsel- oder Gleichstrom (siehe Zusatzartikel). Auch für induktives Laden ist der I-Pace vorbereitet.
Ein Schwerpunkt des I-Pace ist die Digitalisierung und Vernetzung. Als erster Jaguar verfügt er über das neue „Touch Pro Duo Infotainment System“, eine Kombination von mehreren berührungssensiblen Bildschirmen, Sensoren und Drehreglern (etwa für die Klimaanlage). Premiere feiert auch der Cloud-basierte Sprachdienst Alexa von Amazon. Mit diesem können Kunden etwa den Ladezustand der Batterie abfragen. Über einen 4G Wi-Fi-Hotspot sind bis zu acht Geräte drahtlos mit dem Internet zu verbinden. Für alle fünf Passagiere stehen USB-Ladepunkte parat. Während der Testfahrten überraschte die Elektronik jedoch auch mit unverlangten Show-Einlagen, die bis zum „autonomen“Telefonieren reichten. Ein Auto blieb überhaupt stehen. Die künstliche Intelligenz war wohl gerade zum Scherzen aufgelegt.