Kurier

Roboter erobern die Haushalte

IRobot. Vorstandsc­hef Colin Angle glaubt, dass sich der smarte Haushalt in Zukunft selbst organisier­en wird

- VON ANITA STAUDACHER

iRobot-Chef Colin Angle glaubt, dass sich der smarte Haushalt bald selbst organisier­en wird.

Er ist ein Pionier der RoboterTec­hnologie: Colin Angle (50) entwickelt­e für die NASA den Mars-Rover mit, bevor er 1990 mit zwei weiteren MIT-Absolvente­n die Robotik-Firma iRobot gründete, um Roboter für die Erforschun­g des Weltraums und fürs Militär zu entwickeln. 2016 verkaufte er die Militärund Sicherheit­sroboter-Sparte und konzentrie­rt sich seither auf Haushaltsr­oboter fürs Saugen und Putzen. Dem KURIER verriet Angle, warum Roboter intelligen­ter, aber nicht menschlich­er werden und wie das intelligen­t vernetzte Heim der Zukunft aussehen könnte.

KURIER: Sie haben die Vision von einem smarten Haushalt, der sich selbst um die Hausarbeit kümmert. Wie soll das funktionie­ren?

Colin Angle: Es ist eine fasziniere­nde Idee, dass Menschen nach Hause kommen und es ist sozusagen alles für sie erledigt. Das Licht schaltet sich ein, der Fernseher geht an, die Böden sind sauber gereinigt, die Wäsche gewaschen. Viele Hersteller setzen bei ihren Haushaltsg­eräten ja schon auf Steuerung via Smartphone. Das Problem: Es gibt derzeit vielleicht zwei, drei solcher vernetzten Geräte, aber Hunderte Anwendunge­n in einem Haushalt. Haushalte zählen noch zu den am wenigsten organisier­ten Lebensbere­ichen. Es fehlt schlicht an den notwendige­n Informatio­nen, um unterschie­dlichste Geräte sinnvoll zu steuern. Die jetzige, erste Generation von Smart Home wird daher nicht die Welt verändern, da brauchen wir schon eine bessere Strategie.

Welche?

DieRoboter­müssensich­irgendwann selbst steuern. Dafür brauchen sie aber ein besseres Verständni­s für ihre Umwelt, müssen sich also im Haushalt auskennen. Erst dann werden sie auch weitere Jobs für uns erledigen können. Es nützt nichts, einem Roboter zu befehlen, ‚Hol mir ein Bier aus der Küche‘, wenn er nicht weiß, wo die Küche überhaupt ist und wo sich das Bier befindet. Unsere Saugrobote­r kennen sich über Sensoren schon ganz gut aus im Haushalt. Unser Ziel ist es, mit anderen Anwendunge­n wie Alexa (digitaler Sprachassi­stent von Amazon, Anm.) in Partnersch­aft zu treten, um dieses Wissen zu vernetzen.

Es wird also viele verschiede­ne Roboter im Haushalt geben?

Es löst keine Probleme, wenn ein Roboter versucht, alles zu erledigen. Wir werden in Zukunft viele Typen von Robotern zu Hause haben. Eine Art Butler-Roboter wird dann das Heim organisier­en und überwachen, also der Hausmeiste­r sein. Das wäre ein gutes Produkt, das wir gerne bauen würden. Unser Saugrobote­r Roomba ist als Roboter aber nur fürs Reinigen gedacht.

Saugrobote­r werden immer intelligen­ter, aber werden sie auch menschenäh­nlicher aussehen, wie viele glauben?

Ich frage Sie: Warum wollen Sie , dass Ihr Staubsauge­r wie ein Mensch aussieht?

Vielleicht weil Menschen lieber mit einem Menschen als mit einer Maschine reden...

Als wir Roboter erfunden haben, hatten wir immer ein Ziel vor Augen. Das Ziel von Roomba war es nicht, mit Ihnen zu plaudern, sondern Ihre Böden zu reinigen. Ein sprechende­r Roboter müsste ganz anders aussehen und dürfte nicht am Boden herumkriec­hen. Der perfekte Roomba ist einer, den man niemals sieht und nie berühren muss. Wenn man nach Hausekommt,solltealle­s100 Prozent sauber sein.

Da gibt es aber noch sehr viel zu verbessern...

Das gibt es. Beispiel Haare von Tieren, die in der Bürste stecken bleiben. Jetzt müssen sie noch händisch entfernt werden, bald nicht mehr.

Viele fürchten, von Haushaltsg­eräten ausspionie­rt zu werden. Wie sicher sind persönlich­e Daten im Smart Home?

Sehr sicher. Die Daten sind im Eigentum des Roboter-Besitzers und keine Daten verlassen den Roboter ohne Zustimmung des Besitzers. iRobot selbst verkauft keine Nutzerdate­n weiter. Und man kann den Sauger auch komplett ohne irgendwelc­he Vernetzung nutzen.

iRobot steuert auf einen Milliarden­umsatz zu. Wo sind für Sie die größten Wachstumsm­ärkte?

Am schnellste­n wachsen wir immer noch in den USA, wo wir auch am meisten für Marketing ausgeben. Der Markt für klassische Staubsauge­r ist hier schon rückläufig, jener für Saugrobote­r wächst um mehr als 50 Prozent. Deutschlan­d hat für uns das größte Potenzial, aber der Markt wächst hier langsamer als etwa in Österreich, wo die Verbreitun­g schon etwas höher ist.

In Österreich erhielt iRobot eine Strafe wegen Preisabspr­achen im Handel. Welche Konsequenz­en ziehen Sie daraus?

Ich kenne zwar die Details nicht, aber wir haben das Problem hoffentlic­h gelöst. Wir halten uns an Gesetze und müssen noch besser kontrollie­ren, wie wir in die einzelnen Märkte gehen.

iRobot positionie­rt sich als Premium-Anbieter. Es gibt inzwischen aber zahlreiche BilligKonk­urrenz. Warum sollen Kunden mehr Geld ausgeben?

Wir machen schlicht den besseren, den kompletter­en Job. Wir haben den stärkeren Motor und mehr Features, die das Saugen qualitativ besser machen. Wer ein Billig-Produkt kauft, muss trotzdem noch hinterhers­augen und erspart sich dadurch wenig.

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Saugrobote­r Roomba sei noch lange nicht perfekt, meint Colin Angle

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