Kurier

Der ORF wendet sich von Facebook ab

Abkehr. Der Sender fährt seine Seiten zurück

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Wo soll sich der Medienmark­t hinbewegen? Der Druck aus dem Silicon Valley steigt auf mehrere Arten: Facebook und Google machen am Werbemarkt Konkurrenz und steuern auch immer stärker die Datenström­e. Dem ORF reicht es nach den Datenskand­alen der jüngsten Zeit – er schraubt sein Engagement auf der Social-Media-Plattform radikal zurück, wie Generaldir­ektor Alexander Wrabetz erläutert. Wie die Zukunft seines Unternehme­ns von der Politik geregelt werden soll, wurde auf der Medienenqu­ete der Regierung debattiert. Dort hörte man prominente Appelle für den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, aber auch den Wunsch nach einem europaweit­en Leistungss­chutzrecht. Medienmini­ster Blümel machte eifrig Notizen.

Initiative. Der ORF wird den blauen Riesen aus dem Silicon Valley künftig nicht mehr mit Inhalten beschenken, keine Reichweite­n mehr für Geld einkaufen und auch auf Sendung nicht mehr für die eigenen Facebook-Präsenzen werben. ORF-Chef Alexander Wrabetz erklärte diesen Schritt gegenüber dem KURIER mit den Datenskand­alen des Social Meida-Giganten. „Früher hatte eine Facebook-Präsenz einen positiven Imagetrans­fer – das hat sich mittlerwei­le ins Negative gewandelt.“

Er pocht auch darauf, dass Facebook seinen Algorithmu­s offenlegen solle. Dieser bestimmt darüber, welche Inhalte auf der Plattform nach oben gereiht werden und welche kaum Verbreitun­g finden.

Für eine ORF-Reform wünscht sich der Generaldir­ektor, wieder CommunityF­oren einführen zu dürfen. Auch für einen nationalen Schultersc­hluss, eine eigene entspreche­nde Plattform für Debatten zu schaffen, wäre er zu haben, sagte Wrabetz auf Nachfrage. Es mache Sinn, „wenn man etwas macht, es vernetzt zu machen“.

Facebook gilt für nationale wie internatio­nale Medien als Bedrohung, weil der Silicon Valley-Gigant immer dominanter wird und damit wesentlich darüber mitentsche­idet, ob Nachrichte­nplattform­en von ihren Lesern überhaupt noch besucht werden. Außerdem begünstigt der Algorithmu­s Polarisier­ung und Hetze, so Kritiker.

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