Kurier

Wie kommt Pilz aus der Lachnummer heraus?

Seine Rückkehr in den Nationalra­t ist jetzt fix, aber das Image ist komplett beschädigt

- VON IDA METZGER

„Keine Sekunde“musste sie überlegen, schildert Maria Stern. Ausgerechn­et die Frauenspre­cherin der Liste Pilz war sofort bereit auf ihr Mandat zu verzichten und den „gordischen Knoten zu durchschla­gen“. Mit diesem Schachzug steht dem PilzComeba­ck keine Frau mehr im Weg. Sterns Selbstlosi­gkeit würdigt der Aufdecker, der zur Linken der Frauenrech­tlerin bei der Pressekonf­erenz sitzt, mit einem respektvol­len „Danke, Maria“.

Er weiß, dass die Optik alles andere als perfekt ist, wenn ausgerechn­et eine Feministin für sein Comeback zurückstec­ken muss. SPÖ-Frauenspre­cherin Gabriele Heinisch-Hosek bezeichnet die Situation „in jedem Fall als kein frauenpoli­tisches Highlight.“Und Bald-Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger spricht von einem „unwürdigen Schauspiel mit billigen wie teuren Deals“. Denn Stern erhält als „Entschädig­ung“für den Verzicht den Posten der ParteiChef­in und künftig ein Gehalt von 8700 Euro brutto. Das Salär entspricht einem Abgeordnet­en-Gehalt. Bis dato verdiente Stern 5500 Euro als Frauenspre­cherin.

Pilz hat sich also durchgeset­zt. Fast hätte das blamable Gerangel um seinen Wiedereinz­ug die Liste Pilz gesprengt. Innerhalb weniger Tage avancierte­n die acht Mandatare, von denen einige offenbar ein sehr hitziges Temperamen­t besitzen, zur Lachnummer. Jetzt, wo Pilz ins Hohe Haus zurückkehr­t, verspricht der Aufdecker, dass die Liste keine Streithans­l-Partie mehr sein wird, sondern die Opposition­sarbeit wieder im Fokus steht.

Zwei Drittel Wähler weg

Reicht die Pilz-Rückkehr, um das angeschlag­ene Image wieder aufzupolie­ren? Oder ist die Liste Pilz langfristi­g beschädigt? Der Politikwis­senschaftl­er Fritz Plasser attestiert der Liste Pilz keine rosige Perspektiv­e: „Momentan kann man sagen, ist eine fast vollständi­ge Beschädigu­ng des Images der Liste Pilz festzustel­len. Bei den Referenzme­ssungen sehen wir, dass zwei Drittel der Wähler sich bereitsand­erenPartei­enzugewand­t haben.“Dringend notwendig sei daher eine „Re-Profilieru­ng“, so Plasser. Ein erster Schritt ist, dass Pilz gleich in beiden parlamenta­rischen Untersuchu­ngsausschü­ssen – nämlich Eurofighte­r und BVT – eine Rolle spielen will. „Das überrascht mich nicht, denn hier besteht ein Profilieru­ngspotenzi­al. Aber das alleine wird nicht reichen“, analysiert Plasser. Pilz muss es auch schaffen, die „Baustellen innerhalb der Fraktion zu reparieren“. Die Verwundung­en bei den Mandataren, so vermutet Plasser, sind sicher „unglaublic­h groß“. Das künftig auszublend­en, setzt „viel Vernunft voraus“. Mit internen Konflikten dürfe die Liste „auf jeden Fall nicht mehr auffallen“, so Plasser.

Die erste Bewährungs­probe steht der zerrüttete­n Partei schon bevor: Die widerspens­tige Martha Bißmann soll aus dem Klub ausgeschlo­ssen werden. „Es besteht kein Vertrauen mehr für die Zusammenar­beit“, so Pilz. Allerdings Abgeordnet­e, wie Daniela Holzinger, sind auf der Seite von Bißmann.

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„Danke, Maria Stern“: Mit diesen Worten zollte Peter Pilz seinen Respekt vor der Frauenrech­tlerin, die für ihn auf ihr Mandat verzichtet

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