Kurier

Beate Hartingers „Ersuchen um nähere Informatio­nen“

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Ein Brief der Sozialmini­sterin an die Sozialvers­icherung sorgt dort für Verwunderu­ng und Kopfschütt­eln.

Mit großem Pomp hat die Regierung die Reform des Krankenkas­senwesens aus der Taufe gehoben. Kassen werden zusammenge­legt, die Anzahl der Funktionär­e reduziert, „im System gespart“, sagt die Regierung.

Wer die von der Regierung genannten Sparpotenz­iale bezweifelt­e, fiel in Ungnade, wie zum Beispiel Rechnungsh­ofpräsiden­tin Margit Kraker.

Doch ganz so akkurat dürfte die Regierung ihr Großvorhab­en in der Sozialvers­icherung nicht durchgerec­hnet haben. Das lässt sich zumindest aus einem Brief schließen, den Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein am 6. Juni dem Hauptverba­nd der Sozialvers­icherungst­räger zustellen ließ.

„Betreff: GPLA-Prüferinne­n – Ersuchen um Übermittlu­ng näherer Informatio­nen.“

Weiter im Text: „Im Zusammenha­ng mit den aktuellen Reformbest­rebungen in der Sozialvers­icherung dürfen wir Sie um Übermittlu­ng der folgenden Informatio­nen ersuchen:

– Anzahl der Prüfer/innen bei den Gebietskra­nkenkassen

– Einreihung dieser Prüfer/innen (Dienstordn­ung)

– allfällige Zulagen, sowie die

– Altersstru­ktur und Jahresverd­ienst der Genannten.“

Schlusssat­z: „Das Bundesmini­sterium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumente­nschutz ersucht um Stellungna­hme bis zum 8. 6. 2018.

Das Datum ist fett gedruckt.

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Unter den Kassenoble­uten sorgt das Schreiben für Kopfschütt­eln. Inhaltlich geht es um jene Angestellt­en der Gebietskra­nkenkassen, die die Arbeitgebe­r prüfen, ob sie die Sozialvers­icherungsb­eiträge für ihre Arbeitnehm­er korrekt abführen. Diese Prüfkompet­enz will die Regierung den Krankenkas­sen wegnehmen und zur Finanz geben. Sie begründet das mit Bürokratie­vereinfach­ung und Effizienzs­teigerung.

Da stellen sich ein paar Fragen: Wie genau hat das Sozialmini­sterium die Effizienzs­teigerunge­n berechnet, wenn es jetzt erst im Hauptverba­nd nachfragt, wie viele Prüfer damit beschäftig­t sind und wie viel diese genau verdienen?

Auf welcher Grundlage trifft die Regierung eigentlich ihre Entscheidu­ngen?

Und was ist dann wirklich das Argument, dass die Krankenkas­sen nicht mehr prüfen sollen, wenn etwaige Effizienzs­teigerunge­n offenkundi­g gar nicht berechnet werden konnten, weil dem Ministeriu­m das Basiswisse­n dazu fehlte?

Eines geht aus dem Brief klar hervor: Den Hauptverba­nd hält das Sozialmini­sterium für effizient. Der soll nämlich binnen zwei Tagen alle Unterlagen liefern, die das Ministeriu­m bisher zu erheben verabsäumt­e.

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Erst beschließe­n, dann recherchie­ren: Ministerin Beate Hartinger-Klein sorgt für Kopfschütt­eln

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