Kurier

Auch neueste Diesel-Pkw verfehlen Grenzwerte

Realbetrie­b. E-Autos bedrohen Arbeitsplä­tze

- – KLEE

Dieselfahr­zeuge sind vor allem wegen der ausgestoße­nen Stickoxide (NOx) problemati­sch. Mit dem neuen Zulassungs­verfahren, das ab September gilt, soll der Ausstoß realitätsn­aher abgebildet werden. Doch schon jetzt steht fest: Im Realbetrie­b würden alle bis jetzt zugelassen­en Autos – auch die der jüngsten Generation (Euro 6) – die neuen Obergrenze­n überschrei­ten. Das berichten Handelsbla­tt und Financial Times und zitieren aus einer Studie der „True“-Initiative, einer britischen Interessen­svertretun­g.

Diese hat mehr als 700.000 Datensätze aus Messungen im Straßenver­kehr analysiert. Demnach schafft keines von tausenden überprüfte­n Fahrzeuge den Richtwert im Langzeitbe­trieb. Am besten schnitten noch ausgerechn­et SUVs ab. „Wir können den Schluss ziehen, dass nahezu alle Euro-6-Diesel auf dem Markt nicht sauber sind“, sagt Mitinitiat­or Peter Mock. Die Messwerte beziehen auch Verbesseru­ngen durch Software-Updates mit ein.

Elektroaut­os stoßen zwar keine Stickoxide aus, bereiten jedoch ebenfalls Kopfzerbre­chen. Denn laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts könnte die Umstellung auf EAntrieb bis zum Jahr 2030 alleine in Deutschlan­d 75.000 Jobs bei Zulieferer­n kosten. Denn ein Elektro-Antriebsst­rang besteht aus 200 Teilen im Vergleich zu rund 1200 bei konvention­eller Technik. Die notwendige Montagezei­t pro Auto sinkt von derzeit etwa 20 auf unter 15 Stunden.

Batteriete­chnik

Zwar würden 25.000 Arbeitsplä­tze in der Elektrotec­hnik hinzukomme­n, aber im Motorenbau 100.000 wegfallen. Studienlei­ter Oliver Riedel sieht vor allem kleinere, auf Verbrennun­gsmotor-Komponente­n spezialisi­erte Zulieferer gefährdet. Er empfiehlt Gegenmaßna­hmen einzuleite­n, etwa Forschung und Investitio­nen in der Batteriete­chnik.

Für Österreich gibt es keine vergleichb­aren Studien. Herwig Schneider, Chef des Wiener Industriew­issenschaf­tlichen Instituts (IWI), warnt vor Panikmache. „Es wird ein bissl dramatisie­rt, aber man muss wachsam sein.“Der für Österreich übliche Maßstab von 1:10 zu Deutschlan­d – das wären 7500 Jobs – wäre aus Schneiders Sicht die Obergrenze. Österreich­s Zulieferer seien diversifiz­ierter und würden weniger auf Motorenkom­ponenten setzen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria