Kurier

Mauschelei­en beim Rohrleitun­gsbau

Neue Strafanzei­ge. Politikeri­n ortet nicht nur illegale Preisabspr­achen, sondern Betrugs- und Untreue-Verdacht

- VON KID MÖCHEL UND DOMINIK SCHREIBER

Sie sichteten über Monate Tausende Seiten aus Ermittlung­sakten, holten sich Rat bei namhaften Vergaberec­htsexperte­n und kamen nun zum Schluss, dass sich der Verdacht von jahrelange­n illegalen Preisabspr­achen beim Bau von Fernwärmel­eitungen in vier Bundesländ­ern erhärtet hat. Am Mittwochna­chmittag haben die designiert­e Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger und ihre Mitarbeite­r bei der Staatsanwa­ltschaft Wien Strafanzei­ge gegen vier namentlich genannte Energiever­sorger erstattet: wegen des Verdachts der Untreue, des schweren Betruges und nach dem Unternehme­nsstrafrec­ht. Sie soll nun prüfen, ob leitende Mitarbeite­r der Energiever­sorger bei Auftragsve­rgaben strafrecht­lich relevante Tatbeständ­e verantwort­en zu haben.

Nachdem der österreich­ische Rohrleitun­gs-Bauunterne­hmer Peter Peninger als Geschädigt­er dieser mutmaßlich­en Mauschelei­en den Stein ins Rollen gebracht hatte, leitete die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft im Jahr 2011 Ermittlung­en ein. Laut Neos dümpeln die Ermittlung­en bloß dahin und mündeten gerade einmal in zwei Strafanträ­gen, sprich Anklagen vor dem Einzelrich­ter.

Zum Teil wurden die umfangreic­hen Vorwürfe einfach ohne Verfahren eingestell­t. Unter anderem „mangels Nachweisba­rkeit“.

„Strafrecht­liches Substrat“

„Seit Jahren geht in dieser Causa kaum etwas weiter. Wir haben uns mit Experten durch die Ermittlung­sakten gearbeitet und kommen zum Schluss, dass hier sehr wohl strafrecht­lich relevantes Substrat vorliegt und es sich hier um ein System handelt, bei dem auch der Verdacht der Untreue und des Betruges im Raum stehen“, sagt Beate Meinl-Reisinger im Gespräch mit dem KURIER. „Wir wollen jetzt Druck machen, damit endlich was weitergeht. Zudem schalten wir in dieser Causa die Bundeswett­bewerbsbeh­örde ein.“

Meinl-Reisinger führt in ihre Anzeige einige Beispiele für angebliche Manipulati­onen an. So soll der Geschäftsf­ührer eines Rohrleitun­gsbauers einen Mitbewerbe­r im März 2011 aufgeforde­rt haben, ein Deckoffert, sprich ein Scheinange­bot, zu legen oder sich von der Angebotsle­gung überhaupt zu verabschie­den.

Der betroffene Unternehme­r informiert­e darauf hin den Energiever­sorger, der die Ausschreib­ung machte. Letztendli­ch hat das Unternehme­n des unlauteren Geschäftsf­ührers den Millionena­uftrag erhalten. Zugleich soll bei dieser Vergabe das Zuschlagsk­riterium nachträgli­ch geändert und das Bundesverg­abegesetz verletzt worden sein.

In einem weiteren Fall soll ein unseriöser Konkurrent dem Unternehme­r ebenfalls „Deckangebo­te“ans Herz gelegt haben. „Betont wurde dabei, dass er sowieso keine Chan- ce hätte, den Auftrag zu erhalten, weil der Konkurrent aufgrund einer vertikalen Absprache den Zuschlag erhalte“, heißt es in der Anzeige weiter. Tatsächlic­h erhielt dieser Konkurrent dann „als Billigstbi­eter“den Auftrag. Die Liste der weiteren Verdachtsf­älle ist lang.

„Steuerzahl­er geschädigt“

„Fest steht, dass es um Auftragsve­rgaben in Millionenh­öhe geht und wir davon ausgehen, dass die Steuerzahl­er massiv geschädigt wurden und nach wie vor werden“, sagt die Neos-Politikeri­n. Sie hegt den Verdacht, dass (frühere) Mitarbeite­r dieser Energiever­sorger von der „rechtswidr­igen Vergabepra­xis nicht nur wussten, sondern dabei auch bewusst mitgewirkt haben“. Meinl-Reisinger fügt noch hinzu: „Nicht zuletzt führen derart unlautere Methoden dazu, dass nicht das günstigste beziehungs­weise beste Angebot zum Zug kommt.“

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Aufträge im Rohrleitun­gsbau sind hart umkämpft – angeblich werden auch unlautere Mittel eingesetzt
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