Kurier

Demmer reicht den Tee weiter

Übergabe. Wiener Unternehme­rfamilie trennt sich von Demmer Tee und Trzesniews­ki-Brötchen

- VON SIMONE HOEPKE

Das „R“in Trzesniews­ki spricht man nicht aus, korrigiert Andrew Demmer noch immer geduldig jeden, der den Namen seines BelegteBrö­tchen-Unternehme­ns falsch ausspricht. 1978 hat der Wiener Geschäftsm­ann mit britischen Wurzeln den Betrieb von der polnischen Firmengrün­derin Maria Trzesniews­ki übernommen. Die Dame hatte keine Nachkommen, „das Unternehme­n war ihr Kind“, sagt Demmer. Jahrelang hätte er ihr Blumen gebracht, bis er sie endlich überzeugt hatte, dass er gut für ihr „Kind“sorgen würde. Zudem musste er eine Prüfung bestehen, erläutert er schmunzeln­d: „Zehn Mal hintereina­nder fehlerfrei ‚Trzesniews­ki‘ sagen.“

Aufstrich und Tee

In den vergangene­n 40 Jahren hat Demmer das Unternehme­n auf eine Gruppe mit elf Standorten und einen Jahresumsa­tz von knapp sechs Millionen Euro ausgebaut. Im 23. Wiener Gemeindebe­zirk werden die Aufstriche produziert – und dabei unter anderem zwei Millionen Eier verarbeite­t. Danach kommen die Aufstriche in die Filialen, wo sie Tag für Tag auf Brote des Wiener Bäckers Mann geschmiert werden. Etwa die Hälfte der Brote geht ins Catering.

Demmer wird das künftig nur noch aus der Ferne beobachten. Er übergibt die Firma an das Management. So wie auch jenes seines Teehauses Demmer, zu dem nicht nur die vier eigenen Filialen, sondern auch 20 FranchiseS­tandorte gehören.

Seine vier Kinder hätten zwar alle zumindest als Ferialprak­tikant in einem der Unternehme­n gearbeitet, ein Sohn sogar für Demmer in Indien. Letztlich hätten sie aber andere Berufswege eingeschla­gen, erzählt der 72Jährige ohne Wehmut.

Auf die Frage, ob es leichter ist, mit Tee oder mit belegten Broten Geld zu verdienen, sagt Demmer wie aus der Pistole geschossen: „In der Gastronomi­e.Daistmitei­nergroßen Wahrschein­lichkeit am Abend alles verkauft. Man hat einen hohen Umschlag bei geringen Lagerkoste­n.“Im Teegeschäf­t (rund vier Millionen Euro Umsatz) habe er sich bei der Fracht immer wieder die Finger verbrannt.

Die beiden Unternehme­n erwirtscha­fteten zusammenge­nommen zuletzt 800.000 Euro Gewinn vor Steuern.

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Kapitel abgeschlos­sen: Die vier Kinder von Andrew Demmer wollten nicht übernehmen – jetzt kommt das langjährig­e Management zum Zug

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