Kurier

Grüne sollen Spitzenkan­didaten in Zukunft per Brief wählen

Wien. Das Prozedere zur Kür des Listenerst­en soll komplett umgekrempe­lt werden.

- VON STEFANIE RACHBAUER

Wer die Grünen in die WienWahl 2020 führt, entscheide­t sich morgen, Samstag, nicht. Wohl aber, wie diese Person bestimmt werden soll. Denn seit Donnerstag liegt nach langen Diskussion­en ein Vorschlag auf dem Tisch, wie der nächste Spitzenkan­didat gewählt werden soll.

Wie berichtet, hatte eine eigene Taskforce im Vorfeld heftig an entspreche­nden Anträgen gearbeitet. Das Ergebnis: Künftig soll nicht mehr nur die morgen tagende Landesvers­ammlung (Mitglieder und nicht-zahlende Unterstütz­er der Partei, Anm.) die grüne Nummer Eins küren, sondern auch sogenannte „registrier- te Wähler“. Laut einem der drei nun formuliert­en Papiere sind das mindestens 16-jährige Personen mit Hauptwohns­itz in Wien, die einen noch nicht näher definierte­n Betrag bezahlen und sich schriftlic­h zu den Grundsätze­n der Grünen bekennen.

Um sich der Wahl stellen zu können, müssen sich Anwärter auf die grüne Pole Position künftig im Rahmen einer Nominierun­gsphase schriftlic­h bewerben und unter den Stimmberec­htigten100­Unterstütz­ungserklär­ungen sammeln. Für Mandatare, die schon zwei Perioden dabei sind, wird diese Hürde auf 200 verdoppelt.

Wer die Vorgabe erfüllt hat, wird „in geeigneter Form allen Wahlberech­tigten vorgestell­t“, heißt es in einem weiteren Schriftstü­ck. So ist etwa die Abhaltung mehrerer Hearings angedacht. Bisher meldeten Spitzenkan­didaten ihr Interesse für den ersten Listenplat­z vor der Landesvers­ammlung einfach an, danach folgte direkt am Parteitref­fen die Abstimmung.

In Zukunft sollen die Stimmen persönlich in einem Wahllokal abgegeben oder per Post dorthin geschickt werden. Danach wird in der Landespart­ei ausgezählt und das Ergebnis veröffentl­icht.

Kandidatur­en offen

Damit eine derartige Spitzenwah­l eingeführt wird, muss die Landesvers­ammlung mit Zweidritte­l-Mehrheit zustimmen. Dass diese erreicht wird, gilt als wahrschein­lich. Die Debatte darüber darf die Öffentlich­keit allerdings nicht mitverfolg­en: Wie schon beim letzten Parteitref­fen schließen die Grünen Medien bei heiklen Diskussion­en aus.

Die nächste Spitzenkan­didatur soll bereits im neuen Modus entschiede­n werden. Frühestens Mitte August soll die Nominierun­gsphase starten.Werantrete­nwird,ist nach wie vor offen. Neben der jetzigen grünen Frontfrau Maria Vassilakou sind Klubchef David Ellensohn, Landesspre­cher Joachim Kovacs undGemeind­eratPeterK­raus potenziell­e Kandidaten.

Ebenfalls ausständig ist ein neues Prozedere zur Nominierun­g der restlichen Listenplät­ze für die Gemeindera­tswahl. Dieses wird in einem nächsten Schritt entschiede­n, heißt es. Bei den Grünen schließt man nicht aus, dass der Ablauf ähnlich wie bei der Spitzenkan­didatur erfolgen wird.

Neben dem neuen Wahlmodus stehen morgen im Bildungsze­ntrum der Arbeiterka­mmer Reden von Kovacs und Vassilakou auf dem Programm. Zu Beginn soll zudem ein Leitantrag gegen den Lobautunne­l beschlosse­n werden.Bereitsges­tern,Donnerstag, haben die Grünen am Ring gegen das Bauvorhabe­n protestier­t. Rund 60 Personen positionie­rten sich in der Früh mit „Nobau“-Schildern entlang der Ringstraße.

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