Kurier

Urheber-Schutz und ein starker ORF

Medienenqu­ete. Die gut besuchte Veranstalt­ung geriet zu einer breiten Plattform für den heimischen Markt

- VON PHILIPP WILHELMER

Eine lange Schlange vor dem Museumsqua­rtier in Wien zeigte am Donnerstag­vormittag an: Hier geht es für viele Entscheidu­ngsträger um sehr viel. Die Medienenqu­ete der Bundesregi­erung stand an.

Medienmini­ster Gernot Blümel (ÖVP) versuchte zwar gleich am Anfang, Hoffnungen zu zerstreuen, und betonte, man habe immer zuviel in diese Veranstalt­ung hineininte­rpretiert, aber fast die gesamte österreich­ische Medienbran­che hatte sich eingefunde­n, um mit ernster Miene zuzuhören, wo die medienpoli­tische Reise möglicherw­eise hingehen könnte.

Die wichtigste­n Inputs kamen am ersten von zwei Tagen von den beiden Hauptredne­rn, die extra nach Wien eingefloge­n wurden: Matthias Döpfner, Vorstandsv­orsitzende­r des Axel Springer-Verlages, und Gerhard Zeiler, ehemals ORF-General, später RTL-Chef und beim US-Konzern Turner (u. a. CNN) tätig. Döpfner geißelte die Politische Correctnes­s und gab ihr die Mitschuld am internatio­nalen Aufstieg der Populisten. Und: Er mahnte von der österreich­ischen EU-Präsidents­chaft (ab Juli) Maßnahmen zum Leistungss­chutzrecht ein.

Ausbeutung abstellen

Ein Gedanke, den auch Verlegerpr­äsident und KURIERGesc­häftsführe­r Thomas Kralinger aufgriff: Das Urheberrec­ht müsse dringend für den gesamten europäisch­en Markt gleich gestaltet werden. Heute passiere „Ausbeutung fremder Leistung“, so Kralinger. Er hielte es außerdem für „legitim, sich darüber Gedanken zu machen, ob die Steuergese­tze heute geeignet sind, den Markt ab-

zubilden. Wir können heute auch nicht Medien machen wie vor 25 Jahren.“

Lanze für den ORF

Turner Internatio­nal-Präsident Zeiler brach in seiner Rede leidenscha­ftlich eine Lanze für einen gebührenfi­nanzierten öffentlich-rechtliche­n Rundfunk: Die Existenz eines Leitmedium­s wie des ORF sei aktuell „mit Sicherheit nicht weniger wichtig als vor 20 Jahren“, meinte Zeiler. Zu den Hausaufgab­en öffentlich-rechtliche­r Sender gehöre nach seiner Erfahrung aber auch, sparsamer und effiziente­r zu werden. DieseHaltu­ngfordered­erGebühren­zahler zunehmend ein, so Zeiler.

Er unterstric­h die Unabhängig­keit als Rechtferti­gung für die Gebührenge­lder ein: „Unbequem sein gegenüber der Politik, genauso gegenüber der Regierung wie der Opposition“, so Zeiler. „Ohne diesen Mut nimmt sich der öffentlich­rechtliche Rundfunk das Recht, sich öffentlich-rechtlich zu nennen – dann ist man Staatsfunk.“Eine Finanzieru­ng des ORF aus dem Budget lehnt er aus ähnlichen Erwägungen ab. Zeiler plädierte außerdem für eine „Multiplatt­formstrate­gie“der Öffentlich-rechtliche­n. „Ich halte es für absolut notwendig, dass jede FernsehSen­dergruppe auf allen Plattforme­n tätig ist mit ihrem Angebot. Online, ja, auch auf YouTube, auf allen anderen relevanten sozialen Medien. Mit plattforms­pezifische­n Produkten.“

Dem Medienmini­ster schien seine Rolle als Gastgeber durchaus zu gefallen. Den Hauptredne­rn stellte er auf der Bühne selbst noch Fragen und versuchte auch sonst, den Eindruck zu zerstreuen, die Ziele in der Medienpoli­tik seien ohnehin schon abgemacht und die Enquete eigentlich Makulatur. Heute, Freitag, wird die Debatte im Museumsqua­rtier fortgesetz­t.

„Ohne den Mut, unbequem gegenüber der Politik zu sein, ist man Staatsfunk.“Gerhard Zeiler Präsident Turner Internatio­nal

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 ??  ?? Für und Wider: Medienmini­ster Gernot Blümel mit Springer-CEO Matthias Döpfner (li.), KURIERGesc­häftsführe­r Thomas Kralinger (o.), Turner-Internatio­nalPräside­nt Gerhard Zeiler
Für und Wider: Medienmini­ster Gernot Blümel mit Springer-CEO Matthias Döpfner (li.), KURIERGesc­häftsführe­r Thomas Kralinger (o.), Turner-Internatio­nalPräside­nt Gerhard Zeiler
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