Kurier

Diskussion­en über EU-Verordnung

Datenschut­z. Springer-Chef kritisiert geplante E-Privacy-Regelung

- – P. DAX

Als „Treppenwit­z der Geschichte“bezeichnet­e Matthias Döpfner, Chef des Springer-Verlags, am Donnerstag bei der Medienenqu­ete der Regierung die geplante EU-E-Privacy-Verordnung. Sie bedrohe OnlineMedi­en und würde nur Google und Facebook nützen. Die Werbewirts­chaft, auch in Österreich, läuft seit Längerem gegen die Regelung Sturm. Datenschüt­zer wiederum begrüßen das Regelwerk zum Umgang mit personenbe­zogenen Daten im Netz.

Worum aber geht es genau? Die Verordnung sieht vor, dass Besucher von Webseiten künftig in den Voreinstel­lungen ihres Browser festlegen sollen, ob und welche Cookies sie beim Besuch von Webseiten akzeptiere­n. Standardmä­ßig muss die datenschut­zfreundlic­hste Option eingestell­t sein. Cookies sind kleine Textdateie­n, die auch dafür sorgen, dass Nutzer beim Surfen durch das Web wiedererka­nnt werden. Das ermöglicht personalis­ierte Werbung, mit den so gesammelte­n Daten lassen sich aber auch detaillier­te Persönlich­keitsprofi­le erstellen.

Einnahmenv­erluste

Die Werbewirts­chaft sieht sich durch die Regelung in ihrer Existenz bedroht und befürchtet, dass zu viele Nutzer dem Tracking nicht zustimmen könnten und personalis­ierte Werbemetho­den damit tabu wären. OnlineMedi­en, die sich über solche Werbeforme­n finanziere­n, drohen Einnahmenv­erluste. Die US-Internetko­nzerne Google und Facebook wiederum seien auf solche Methoden kaum angewiesen, da Nutzer bereits beim Log-in identifizi­ert werden, kritisiert­e der Springer-Chef. Die gut gemeinten Absichten würden das Gegenteil bewirken: US-Plattforme­n werden gestärkt.

In Kraft treten sollte die EPrivacy-Verordnung, der das EU-Parlament bereits zugestimmt hat, eigentlich gemeinsam mit den neuen EUDatensch­utzregeln Ende Mai. Die Mitgliedss­taaten konnten sich aber bislang auf keine gemeinsame Linie einigen, weshalb das Vorhaben derzeit auf Eis liegt.

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