Nazar über Religion und Richard Lugner
„Mosaik“hat Nazar sein Freitag erscheinendes Album betitelt. Denn es ist musikalisch genauso facettenreich wie inhaltlich: Der Rapper geht auf Persönliches ein, aber auch auf soziale Themen, die Religion und Richard Lugner.
Der Rapper spricht über die Balance von politischen, sozialen und privaten Botschaften.
Zu oft hat sich Nazar, der 1984 in Teheran geboren wurde und als Kleinkind mit der vor dem Golfkrieg flüchtenden Mutter nach Wien kam, politisch geäußert und damit die Finger verbrannt. Auch deshalb beschäftigt er sich immer weniger mit Politik. Warum einige seiner neuen Songs trotzdem genug Anlass für Diskussionen geben, erzählt der 33-Jährige im Interview mit dem KURIER.
KURIER: Bei Ihrem letzten Album „Irreversibel“von 2016 sagten Sie, dass Sie wegen der Veränderungen und dem Rechtsruck im Land politisch werden mussten. Seither ist die FPÖ in die Regierung gekommen. Warum ist „Mosaik“trotzdem ein persönlicheres Album geworden?
Nazar:Das Album ist nicht rein persönlich. Ich wollte aber auf keine Fall ein politisches Album machen, weil ich glaube, dass die Leute schon so mit Politik übersättigt sind, dass das nicht auch noch in der Musik stattfinden muss. Ich beschäftige mich auch immer weniger mit Politik. Denn je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr ärgert man sich unnötig. Man läuft dann irgendwann auch gegen eine Wand, gegen die man nichts machen kann. Jedes Mal, wenn ich mich zu politischen Dingen geäußert habe, waren es die gleichen Leute, die mich dafür kritisiert oder mir dafür auf die Schulter geklopft haben. Da bist du in deiner eigenen Blase und veränderst nicht viel. Und aktuell muss ich sagen: Ich habe mir diese Regierung viel schlimmer vorgestellt. Es gab noch keine Notwendigkeit, aufzustehen und zu schreien: Das geht gar nicht!
Auch nicht bei den Änderungen bei der Mindestsicherung?
Die waren noch nicht beschlossen, als ich das Album schrieb. Ich kenne mich auch zu wenig aus, um abzuschätzen, welche Auswirkungen das haben wird. Ich bin ja immer noch in Favoriten, und da sind mittlerweile viele anerkannte Flüchtlinge. Darunter gibt es natürliche einige, die das System extrem ausnützen. Manche erzählen das offen – mit so einer Selbstverständlichkeit und so einem Sarkasmus, dass ich mich grün und blau ärgere. Denn es gibt so viele Menschen, die riesige Probleme haben und nicht mit so einer Intention nach Österreich gekommen sind. Ich denke dann:„ Du nimmst das diesen Menschen weg! Wegen dir beginnen Politiker, sich derartige Maßnahmen zu überlegen, die Folgen für alle haben.“Aber klar ist auch: Je schlechter es den Menschen geht, desto höher wird die Kriminalität.
Und die Aggressivität …
Genau. Und wenn es das Ziel der Regierung war, damit wieder einen Grund zu haben, zu sagen, es wird alles schlechter, ist das sehr schlimm und berechnend. Wo man aber jedem Recht geben muss, ist, dass ein Mensch die Sprache von dem Land beherrschen muss, in dem er lebt. Ob es allerdings gut ist, das mit der Mindestsicherung zu verbinden, weiß ich auch nicht.
Musikalisch ist „Mosaik“unglaublich vielfältig und atmo-