Dieselautos unter Generalverdacht
VW und Daimler rufen Fahrzeuge zurück, aber auch anderen Herstellern droht Ungemach
Die schlechten Nachrichten für die deutsche Fahrzeugindustrie reißen nicht ab. Nachdem der Volkswagen-Konzern in der Abgasaffäre lange Zeit die Schlagzeilen dominierte, richtet sich dieser Tage das Hauptaugenmerk auf Daimler. Wie berichtet, müssen die Stuttgarter 774.000 Mercedes europaweit zurückrufen. (Konkrete Zahlen zu Österreich und welche Modelle betroffen sind, liegen noch nicht vor.) Ermittelt wird bereits seit einem Jahr, bisher hat Konzernchef Dieter Zetsche alle Vorwürfe von sich gewiesen. Auch jetzt noch sieht er sich im Recht. Zwar hat er dem Rückruf nach einem Gespräch mit Verkehrsminister Andreas Scheuer zähneknirschend zugestimmt. Doch kündigte er zugleich an, Widerspruch gegen den Bescheid einzulegen. Denn er bestreitet, dass die entdeckten Programmierungen der Motorsoftware unzulässig waren. Offenbar geht es um die Abwehr mögli- cher Schadenersatzansprüche sowie strafrechtlich relevanter Tatbestände.
Denn schon jetzt führt die deutsche Staatsanwaltschaft einige führende Manager anderer Konzerne als Beschuldigte wegen Betrugs. Allen voran Audi-Chef Rupert Stadler, dessen Wohnung am Montag durchsucht wurde. Ein ehemaliger Chef der Motorenentwicklung und jetziger PorscheEntwicklungsvorstand sitzt bereits seit September 2017 in U-Haft. Gegen den Ex-Vorstandschef der Konzernmutter Volkswagen Martin Winterkorn laufen – wie auch gegen den neuen Chef Herbert Diess und den Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch – Untersuchungen wegen möglicher Marktmanipulation. Sie sollen Anleger zu spät über die drohenden Konsequenzen des Dieselskandals informiert haben. In den USA wurden bereits zwei frühere VW-Manager zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Insgesamt musste der Konzern weltweit knapp 11 Mio. Autos zurückrufen.
Auch BMW hat keine reine Weste mehr. Die Bayern sollen bei rund 11.000 Autos eine falsche Abgas-Software eingebaut haben. BMW spricht von einem „Irrtum“.
Bosch
Dass vor allem deutsche Marken im Fokus stehen, hat zwei Gründe. Zum einen sind sie beim Dieselantrieb federführend, zum anderen greifen sie auf die Software von Bosch zurück. Der Zulieferer wird verdächtigt, federführend an der Entwicklung der Schummel-Software beteiligt gewesen zu sein.
Dass es auch anders geht, zeigt beispielsweise Opel. Ermittlungen wurden im Vorjahr eingestellt, auch der Mutterkonzern PSA (Citroën und Peugeot) ist bisher mit weißer Weste unterwegs. Gegen Renault hingegen ermitteln Frankreichs Behörden, ebenso stehen in den USA General Motors, Ford und Fiat Chrysler unter Verdacht.