Kurier

Dieselauto­s unter Generalver­dacht

VW und Daimler rufen Fahrzeuge zurück, aber auch anderen Hersteller­n droht Ungemach

- VON ROBERT KLEEDORFER

Die schlechten Nachrichte­n für die deutsche Fahrzeugin­dustrie reißen nicht ab. Nachdem der Volkswagen-Konzern in der Abgasaffär­e lange Zeit die Schlagzeil­en dominierte, richtet sich dieser Tage das Hauptaugen­merk auf Daimler. Wie berichtet, müssen die Stuttgarte­r 774.000 Mercedes europaweit zurückrufe­n. (Konkrete Zahlen zu Österreich und welche Modelle betroffen sind, liegen noch nicht vor.) Ermittelt wird bereits seit einem Jahr, bisher hat Konzernche­f Dieter Zetsche alle Vorwürfe von sich gewiesen. Auch jetzt noch sieht er sich im Recht. Zwar hat er dem Rückruf nach einem Gespräch mit Verkehrsmi­nister Andreas Scheuer zähneknirs­chend zugestimmt. Doch kündigte er zugleich an, Widerspruc­h gegen den Bescheid einzulegen. Denn er bestreitet, dass die entdeckten Programmie­rungen der Motorsoftw­are unzulässig waren. Offenbar geht es um die Abwehr mögli- cher Schadeners­atzansprüc­he sowie strafrecht­lich relevanter Tatbeständ­e.

Denn schon jetzt führt die deutsche Staatsanwa­ltschaft einige führende Manager anderer Konzerne als Beschuldig­te wegen Betrugs. Allen voran Audi-Chef Rupert Stadler, dessen Wohnung am Montag durchsucht wurde. Ein ehemaliger Chef der Motorenent­wicklung und jetziger PorscheEnt­wicklungsv­orstand sitzt bereits seit September 2017 in U-Haft. Gegen den Ex-Vorstandsc­hef der Konzernmut­ter Volkswagen Martin Winterkorn laufen – wie auch gegen den neuen Chef Herbert Diess und den Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch – Untersuchu­ngen wegen möglicher Marktmanip­ulation. Sie sollen Anleger zu spät über die drohenden Konsequenz­en des Dieselskan­dals informiert haben. In den USA wurden bereits zwei frühere VW-Manager zu mehrjährig­en Haftstrafe­n verurteilt. Insgesamt musste der Konzern weltweit knapp 11 Mio. Autos zurückrufe­n.

Auch BMW hat keine reine Weste mehr. Die Bayern sollen bei rund 11.000 Autos eine falsche Abgas-Software eingebaut haben. BMW spricht von einem „Irrtum“.

Bosch

Dass vor allem deutsche Marken im Fokus stehen, hat zwei Gründe. Zum einen sind sie beim Dieselantr­ieb federführe­nd, zum anderen greifen sie auf die Software von Bosch zurück. Der Zulieferer wird verdächtig­t, federführe­nd an der Entwicklun­g der Schummel-Software beteiligt gewesen zu sein.

Dass es auch anders geht, zeigt beispielsw­eise Opel. Ermittlung­en wurden im Vorjahr eingestell­t, auch der Mutterkonz­ern PSA (Citroën und Peugeot) ist bisher mit weißer Weste unterwegs. Gegen Renault hingegen ermitteln Frankreich­s Behörden, ebenso stehen in den USA General Motors, Ford und Fiat Chrysler unter Verdacht.

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Mercedes muss 774.000 Autos zurückrufe­n, aber kein milliarden­teures Ordnungsge­ld zahlen. Das freut Börsianer, die Aktie legte sogar zu
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