Kurier

Polizei setzt Bundesheer-Reiter vor die Türe

Heftiger Konflikt zwischen zwei Ministerie­n wegen der berittenen Polizei

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

In den Boulevardm­edien werden derzeit täglich die neusten Errungensc­haften der berittenen Polizei präsentier­t. Der neue Ausbildung­sleiter, Oberstleut­nant Roland Pulsinger, wird herumgerei­cht und darf über die neuen Polizeipfe­rde sprechen.

Fragen des KURIER will der Offizier nicht beantworte­n. Denn wegen der PolizeiRei­ter-Staffel fliegen zwischen Innen- und Verteidigu­ngsministe­rium die Fetzen. Um Geld wird ebenso gestritten wie um Zäune. Das Heer setzt gerade seine Hoffnungst­räger für das olympische Reitturnie­r 2024 auf die Straße. Ein wichtiger Vertragste­il ist weg, dafür eine dubiose Rechnung da.

Begonnen hat alles im Jahr 2015: In der Theresiani­schen Militäraka­demie in Wiener Neustadt (NÖ), in der dieser Tage die Ausbildung der Polizeipfe­rde beginnt, wurde die militärisc­he Reiterstaf­fel aufgelöst. Übrig blieben drei Bauteile mit je 14 Pferdeboxe­n plus eine Reithalle. Die Nutzung der Reithalle übernahm der (private) Heeresreit­sportverei­n – dessen Präsident ist Roland Pulsinger. Um ihm entgegenzu­kommen, wurde dem (nicht auf Gewinn ausgericht­eten) Verein vom Verteidigu­ngsministe­rium eine Jahresmiet­e von lediglich 1260 Euro vorgeschri­eben.

Gute Geschäfte?

Wie berichtet, hatte seine Frau allerdings ein Gewerbe auf diese Adresse angemeldet. Eine nun aufgetauch­te Rechnung (siehe Faksimile) zeigt, dass über das „Reitausbil­dungszentr­um“der Ehefrau auch Mieten für die 14 Pferdeboxe­n abgerechne­t wurden. Wären diese alle gefüllt, wären das Jahreseinn­ahmen von bis zu 85.000 Euro. Ein gutes Geschäft wohl. Eine Genehmigun­g für das Unternehme­n gab es vom Verteidigu­ngsministe­rium nicht. Dem Vernehmen nach gärt es im Ressort: „Wenn das durchgeht, werden künftig einige Geschäfte auf Heeresgrun­d eröffnen“, meint ein Beamter verärgert.

Doch so reibungslo­s scheint die Nutzung des Geländes für die berittene Polizei auch aus anderen Gründen nicht zu sein. Laut einem Ministeriu­msdokument verlangt das Verteidigu­ngsvom Innenresso­rt eine

„ortsüblich­e Miete“von 84.000 Euro im Jahr für Reithalle, Stall, Lagerräume und Bürofläche­n (ohne Kosten für Futter und Stroh). Damit würden die angepeilte­n Jahreskost­en von 110.000 Euro nicht mehr zu halten sein. „Die Miete ist derzeit noch Verhandlun­gssache, es wird weniger sein“, sagt ein Sprecher des Innenminis­teriums, im Verteidigu­ngsressort wird ebenfalls von „laufenden Verhandlun­gen“gesprochen.

Das Verteidigu­ngsministe­rium mistet indes schon einmal aus, denn der zweite Bauteil war für den HSV und die Heeresspor­tler reserviert. Hier sollte ein Olympiatea­m für Paris 2024 aufgebaut werden, wie in der Reiterszen­e bekannt ist. Für diese Zukunftsho­ffnungen wurde am Montag beschlosse­n, dass sie ab Freitag auf der Straße sitzen, weil hier die Reiterstaf­fel der Polizei einzieht. Im Verteidigu­ngsressort heißt es dazu: „Das ist Sache des Innenminis­teriums.“

Kinder neben Polizei

Doch auch der dritte Bauteil (mit 14 Boxen) ist noch ein Problem. Das Verteidigu­ngsministe­rium hat nämlich den Vertragste­il verloren mit dem die Details über die Nutzung der Reithalle fixiert wurden. Somit darf der dortige Verein jeden Tag ab 19.30 Uhr und am Samstag und Sonntag Kinderreit­en in der Halle abhalten. Die aktuelle Idee ist es, einen Zaun um den Verein herumzubau­en damit der Polizeibet­rieb nicht gestört wird. Dann könnte aber den Polizeipfe­rden der Zugang zur eigenen Koppel versperrt werden.

Nachdem das Innenminis­terium das Projekt bereits der Wiener Polizei weggenomme­n hat, musste kürzlich auch jener Wiener Rathausspr­echer weichen, der die ganze Reiterstaf­fel eigentlich ins Leben gerufen und zuletzt Presseanfr­agen für das Innenresso­rt beantworte­t hat. Dort ist man aber weiter zuversicht­lich. „Die für den Probebetri­eb veranschla­gten Jahreskost­en für die gesamte Anlage, Einstellun­g und die Versorgung der Pferde wird halten.“Personalko­sten möchte man aber nicht einrechnen. Dabei soll offenbar ein versierter Ausbildung­strainer geholt werden – aus Deutschlan­d oder Spanien. Und auch für Pulsinger und einen Unteroffiz­ier will das Verteidigu­ngsministe­rium eine Vergütung haben.

„Das Theater rund um die Pferde-Ambitionen des Innenminis­ters wird immer kurioser. Wie bei allem, was er angreift, ergeben sich mehr und mehr Fragen“, meint Neos-Abgeordnet­e Stephanie Krisper. „Dass er sich hier auch in der Kostenfrag­e vergaloppi­ert, ist untragbar.“

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Kasperlthe­ater: Die Heeresspor­tler werden am Freitag verjagt (li.), die nicht genehmigte­n Geschäfte haben hingegen vorerst noch keine Konsequenz­en
 ??  ?? Offizielle Bilder sollen zeigen, dass alles gut läuft (im Bild Roland Pulsinger mit drei neuen Reitern und Generalsek­retär Goldgruber)
Offizielle Bilder sollen zeigen, dass alles gut läuft (im Bild Roland Pulsinger mit drei neuen Reitern und Generalsek­retär Goldgruber)

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