Kurier

„Kurs ist für uns unverzicht­bar“

Eltern schicken Kinder immer häufiger in eine Schwimmsch­ule

- – ANNA-MARIA BAUER

„So, alle umdrehen und zurück zu mir!“, ruft Schwimmleh­rer Fabien Hofmann. „Los geht’s!“Ein Pritscheln und Wasserspri­tzen setzt ein, als sich die Kinder in dem Dachgescho­ß-Becken der Schwimmsch­ule „Work Out“in Bewegung setzen. Ausgerüste­t mit Schwimmrei­fen und Schwimmnud­el paddeln sie auf Trainer Fabian zu. „Super, macht ihr das! Emma, Hände ein bisschen mehr nach unten!“

Es ist Tag fünf des Anfängerku­rses in der Wiener Rötzergass­e. Das bedeutet Halbzeit für die sieben Kinder, die in dem 30 Grad warmen Becken (ideale Temperatur, damit die Muskeln nicht kalt werden, Anm.) lernen, ihre Züge zu machen. Am Ende des Kurses sollen sie sich „selbststän­dig sicher über Wasser halten“können. Und zwar wirklich, versichert Schwimmsch­ulLeiter Martin Becker. Wer das nach zehn Tagen nicht kann, wird kostenlos weitergesc­hult. „Das ist unsere Garantie. Es ist mir einfach sehr wichtig, dass sie das wirklich können . Ertrinken ist bei Kindern die zweithäufi­gste (unfallsbed­ingte, Anm.) Todesursac­he“, sagt Becker. Seit 22 Jahren leitet er die Schule im 17. Bezirk. Mit rund 12.000 Schülerinn­en und Schülern, die hier schwimmen gelernt haben, zähle sie zu den größten privat geführten Schwimmsch­ulen des Landes.

Und die Nachfrage würde stetig steigen. 55 Kurse bietet er mittlerwei­le im Jahr an. Vor allem in der kühleren Jahreszeit seien sie schnell ausgebucht. Einen Wermutstro­pfen gebe es aber doch: „Vor zehn Jahren hatten wir noch sieben, acht Kindergärt­en, die regelmäßig mit Gruppen zu uns gekommen sind. Heute haben wir zwei.“Personalkü­rzungen und Verschärfu­ngen bei der Aufsichtsp­flicht würden es für die Betreuungs­personen schwierige­r machen, zu ihm zu kommen.

Vorsorgen

Dafür wächst die Zahl der Eltern, die ihre Kinder privat in einen Kurs bringen. „Mir war von Anfang an klar, dass ich Anna-Franziska in einen Kurs schicken werde“, meint Silvia Warnick-Kolar. „Es geht eben einfach um ihre Sicherheit.“Emmas Mutter Isabell Hübel ergänzt: „Die Emma ist sehr furchtlos, sie läuft immer ihrer großen Schwester hinterher. Auch ins Wasser. Ich hatte einfach Angst, dass dabei einmal etwas passieren würde. Eine Freundin von der Emma ist einmal fast ertrunken. Bei den Großeltern. Nur weil der Opa sich kurz nach der Brille gebückt hat. Es kann so schnell gehen.“

Deshalb lieber ein Kurs zu viel, als einer zu wenig, lautet das Credo von Martin Becker. Das sagt er auch Älteren, die als Kind (in einem anderen Land) nicht schwimmen gelernt haben und denen ein Kurs mit anderen nun vielleicht unangenehm ist. Deshalb werden Teenager und Erwachsene nur einzeln trainiert. Die Zahl dieser Kursteilne­hmer steigt übrigens auch.

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12.000 Kinder haben in der Schule „Work Out“schwimmen gelernt

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