Kurier

Fluchtilen­ge werden sich vorbeischu­mmeln

Interview. Kleinschmi­dt für echte Afrika-Hilfe

- – BERNHARD GAUL

Der deutsche Unternehme­r und ehemalige UNHCR-Mitarbeite­r Kilian Kleinschmi­dt warnt vor den nun gelüfteten Plänen für EU-Auffanglag­er.

KURIER: Offenbar planen die Europäer Sammellage­r für Flüchtling­e, etwa in Albanien. Denken Sie, ist das machbar? Kilian Kleinschmi­dt:

Wenn die Regierunge­n wirklich alle Flüchtling­e, nicht nur jene am Balkan, sondern auch jene aus Italien und Spanien abfangen und in solche Lager stecken wollen, wäre das zuerst einmal ein logistisch­er Wahnsinn. Allein heuer sind rund 30.000 Flüchtling­e gekommen. Und wenn wir gleichzeit­ig alle Abzuschieb­enden auch hinbringen, wäre das ein Lager mit großen Mauern und hohen Zäunen. Das ist aus meiner Sicht undenkbar für Europa, da gehen wir wirklich achtzig Jahre zurück.

Wäre das rechtlich machbar?

Da gäbe es sicher Möglichkei­ten, um das rechtlich zu verankern. Aber schon die „Hotspots“in Griechenla­nd waren ja eine ähnliche Maßnahme, und wie sich zeigt, bleibt da nur Chaos übrig. Wenn wir jetzt ein großes Lager machen, werden einfach nur die Schlepper noch mehr Geld verlangen, um die Menschen über noch komplizier­tere und noch gefährlich­ere Wege zu schmuggeln. Die Flüchtling­e werden sich an den Flüchtling­szentren vorbeischu­mmeln, werden sich nach Europa durchschla­gen und zum Schluss einfach da sein. Und dann wird es noch chaotische­r.

Die Regierung verlangt vor allem, dass die Außengrenz­en geschlosse­n und überwacht werden. Wie kann man die EUAußengre­nzen dicht machen?

Das kann man natürlich gar nicht. Selbst wenn der EU-Grenzschut­z von Frontex hochgefahr­en wird, mit mehr Geld und 10.000 neuen Mitarbeite­rn ausgestatt­et wird. Wir haben viele tausend Kilometer Grenze, das wird man schwerlich schaffen. Flüchtling­e finden ihre Wege.

Was braucht es dann?

Schnelle Lösungen gibt es nicht. Es braucht eine echte Zusammenar­beit mit den Afrikanern, auch Sonderentw­icklungszo­nen für die Wirtschaft. Die Afrikanisc­he Union hat einen durchaus vernünftig­en Plan bis 2063 bereits vorgestell­t, da sollten wir weiter ansetzen.

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„Flüchtling­e finden Wege“, sagt Flüchtling­sexperte Kleinschmi­dt

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