Kurier

Kann nicht von neuer Route sprechen

Interview. Albaniens Ministerin für Migration über die Albanienro­ute

- – ST. SCHOCHER, TIRANA

Rovena Voda, Albaniens Vize-Innenminis­terin, zuständig für Grenzsiche­rheit und Migrations­fragen, im KURIER-Interview über...

...die Zunahme an Flüchtling­en:

Ich muss zugeben, dass wir im Vergleich zum Zeitraum des Vorjahres einen Anstieg an nicht registrier­ten Grenzübert­ritten von Menschen aus Syrien und Afghanista­n verzeichne­n, die meisten sind aus Syrien. Ehrlich gesagt: Ich kann aber nicht von einer neuen Route sprechen. Natürlich sind wir ein klein wenig beunruhigt. Wir sind ein kleines Land mit wenig Ressourcen. Aber wenn wir uns die Zahlen ansehen: Wir sind nicht in einer alarmieren­den Situation. Wir versuchen, die Grenzen und die Patrouille­n zu verstärken. Vor allem an der Grenze zu Griechenla­nd: Das sind 350 Kilometer. Wir haben eine sehr gute Kooperatio­n mit Griechenla­nd. Wenn wir von illegalen Grenzübert­ritten sprechen, ist uns auch klar, dass wir das nicht komplett stoppen können. Wenn jemand alles verloren hat, dann wird er alles versuchen. Und im Management dieser Lage brauchen wir Hilfe. Wir sind da ja in einer glückliche­n Situation. Im Süden sind wir beschützt von Griechenla­nd. Glückliche­rweise sind wir nicht in der Lage unseres südlichen Nachbarn.

Unsere Polizei hat einige Dinge im Fokus: Nicht nur Grenzkontr­olle,

...Aufgaben der Polizei:

nicht nur Interviews, sondern auch den Kampf gegen kriminelle Gruppen oder Individuen. Sehr oft sind es Individuen. Wir hatten zwei sehr große Polizeiope­rationen gegen Gruppen, die Dokumente gefälscht oder Menschen geschmugge­lt haben. Gut für uns, dass die meisten Migranten nicht in Albanien bleiben wollen. Im Balkan-Vergleich verzeichne­n wir noch einen eher bescheiden­en Zuwachs. Also: Von einer Balkan-Route kann man nicht sprechen.

...Umgang mit Menschenre­chten:

Ich war Anwältin. Und es geht hier auch um Menschenre­cht. Und letztlich geht es da um Rechte, mit denen man nicht spielen darf. Das sind Prinzipien, die wir von der EU gelernt haben. Ich denke, wir müssen europäisch­e Staaten auch verstehen. Sie sehen die Lage aus ihrer Sicht und in der Verantwort­ung für ihre Bürger. Was ich sehe, ist die Sicherheit der albanische­n Bürger. Wir müssen unsere Grenzen sichern und Menschenha­ndel unterbinde­n. Aber auch die fundamenta­len Rechte dieser Menschen respektier­en, die kommen. Das ist etwas, das wir von europäisch­en Staaten gelernt haben und auf das wir stolz sind.

Ich denke, es geht darum, Migration pragmatisc­h zu kanalisier­en und legale Wege dazu zu öffnen. Das reduziert auch das Risiko, in dem Moment wo man weiß, wer da kommt. Es geht darum, dass wir unseren Bürgern dienen und nicht populistis­che Lösungen anbieten, die keine sind.

...Umgang mit Migration:

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Ministerin Voda über Einsätze der Polizei gegen Schlepper und die gute Kooperatio­n mit Griechenla­nd

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