Kurier

Der Elektroaut­o-Pionier in Nöten

Elon Musk. Der Vorstandsc­hef muss Probleme bei Tesla in den Griff kriegen, reagiert aber zunehmend dünnhäutig

- VON ROBERT KLEEDORFER (siehe

Auch bei Tesla wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Schwierigk­eiten inder Produktion und anhaltende, große Verluste zwingenden erfolgs verwöhnten Konzern chefElonMu­skzumH an deln. Und wie bei vielen anderen Unternehme­n muss bei Problemen die Belegschaf­t Einschnitt­e hinnehmen. Bei Tesla werden, wie gestern in Teilender Ausgabe berichtet, mehr als 3000 Mitarbeite­r gekündigt.

Das bedeutet für Tesla eine weitere schlechte Nachricht in diesem Jahr. Die Pro- duktion des neuen Mittelklas­seautos Model 3 (ab 30.000 Euro) kommt nicht auf Touren, knapp ein Viertel der Bestellung­en wurde aufgrund der langen Wartezeit wieder storniert. Die Verkaufsza­hlen liegen insgesamt weit hinter den Plänen, der Marktantei­l bei den Neuverkäuf­en in den USA beträgt nur rund 0,3 Prozent.

Mehrere Unfälle, darunter auch mit je einem Toten in der Schweiz und Kalifornie­n, werden auf Fehler in der Batterie beziehungs­weise des Autopilote­n zurückgefü­hrt. „Die vergangene­n Monate waren die qualvollst­en und höllischst­en, die ich wahrschein­lich je erlebt habe“, sagte Musk bei der Hauptversa­mmlung in der Vorwoche.

Zudem steckt Tesla tief in den roten Zahlen. In den ersten drei Monaten erhöhte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahres zeitraum von 330 auf 710 Millionen Dollar. Im Vorjahr betrug der Verlust gar zwei Mrd. Dollar.

Wenig verwunderl­ich, dass Musks getwittert­er Aprilscher­z, das Unternehme­n sei pleite, für kurze Zeit als glaubwürdi­g aufgefasst wurde (Tesla stand schon zwei Mal kurz davor ). Dabei sind die liquiden Mittel mit 2,7 Mrd. Dollar noch ausreichen­d, sofern, wie von Musk versproche­n, im zweiten Halbjahr endlich die Gewinnzone dauerhaft erreicht wird. Bisher waren nur einzelne Quartale positiv.

Unruhige Investoren

Der Druck der Aktionäre wird jedenfalls größer, auch wenn die Richtung des Aktienkurs­es noch stimmt Infokasten). „Die Tesla-Aktie ist eine extreme Wette auf die Zukunft“, sagt Autoanalys­t Frank Schwope von der deutschen NordLB. Erst im März habe Moody’s das Rating herabgestu­ft. Er geht auf Sicht eines Jahres von einem sinkenden Kurs aus und rät zum Verkauf.

Bei der Hauptversa­mmlung wurde auch Kritik an Musks Doppelfunk­tion (Vorstandsu­nd Aufsichtsr­atschef, in den USA rechtlich möglich) laut; er solle eine der beiden abgeben. Angekreide­t werden dem 46-Jährigen zudem seine weiteren Aktivitäte­n, allen voran bei seiner Raketenfir­ma SpaceX. Dort läuft es vergleichs­weise rund, die Raketensta­rts verliefen nach Plan, Musks Marketingm­aschinerie lässt die staatliche Raumfahrto­rganisatio­n NASA alt aussehen.

Musk, der selbst noch 20 Prozent an Tesla hält (den Rest teilen sich neben Kleinaktio­nären große Fonds wie Fidelity oder BlackRock auf), wird angesichts des Drucks zunehmend dünnhäutig­er. Bei einer Telefonkon­ferenz mit Analysten im Mai wollte er nicht über Zahlen reden. Er unterbrach zwei Analysten, als sie ihre Fragen stellten. Einem Analysten knallte er an den Kopf, es sei eine langweilig­e, blöde Frage. „Diese Fragen sind so dröge, sie bringen mich um“,be klagte er sich weitersund­wi dm ete sich lieber 20 Minuten den Fragen eines privaten Tesla-Fans.

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Noch immer kämpft Elon Musk bei Tesla mit Produktion­sproblemen. Im ersten Quartal liefen nur 35.500 Autos vom Band. Im Vergleich zu den Branchengr­ößen eine sehr überschaub­are Zahl

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