Der Elektroauto-Pionier in Nöten
Elon Musk. Der Vorstandschef muss Probleme bei Tesla in den Griff kriegen, reagiert aber zunehmend dünnhäutig
Auch bei Tesla wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Schwierigkeiten inder Produktion und anhaltende, große Verluste zwingenden erfolgs verwöhnten Konzern chefElonMuskzumH an deln. Und wie bei vielen anderen Unternehmen muss bei Problemen die Belegschaft Einschnitte hinnehmen. Bei Tesla werden, wie gestern in Teilender Ausgabe berichtet, mehr als 3000 Mitarbeiter gekündigt.
Das bedeutet für Tesla eine weitere schlechte Nachricht in diesem Jahr. Die Pro- duktion des neuen Mittelklasseautos Model 3 (ab 30.000 Euro) kommt nicht auf Touren, knapp ein Viertel der Bestellungen wurde aufgrund der langen Wartezeit wieder storniert. Die Verkaufszahlen liegen insgesamt weit hinter den Plänen, der Marktanteil bei den Neuverkäufen in den USA beträgt nur rund 0,3 Prozent.
Mehrere Unfälle, darunter auch mit je einem Toten in der Schweiz und Kalifornien, werden auf Fehler in der Batterie beziehungsweise des Autopiloten zurückgeführt. „Die vergangenen Monate waren die qualvollsten und höllischsten, die ich wahrscheinlich je erlebt habe“, sagte Musk bei der Hauptversammlung in der Vorwoche.
Zudem steckt Tesla tief in den roten Zahlen. In den ersten drei Monaten erhöhte sich der Verlust im Vergleich zum Vorjahres zeitraum von 330 auf 710 Millionen Dollar. Im Vorjahr betrug der Verlust gar zwei Mrd. Dollar.
Wenig verwunderlich, dass Musks getwitterter Aprilscherz, das Unternehmen sei pleite, für kurze Zeit als glaubwürdig aufgefasst wurde (Tesla stand schon zwei Mal kurz davor ). Dabei sind die liquiden Mittel mit 2,7 Mrd. Dollar noch ausreichend, sofern, wie von Musk versprochen, im zweiten Halbjahr endlich die Gewinnzone dauerhaft erreicht wird. Bisher waren nur einzelne Quartale positiv.
Unruhige Investoren
Der Druck der Aktionäre wird jedenfalls größer, auch wenn die Richtung des Aktienkurses noch stimmt Infokasten). „Die Tesla-Aktie ist eine extreme Wette auf die Zukunft“, sagt Autoanalyst Frank Schwope von der deutschen NordLB. Erst im März habe Moody’s das Rating herabgestuft. Er geht auf Sicht eines Jahres von einem sinkenden Kurs aus und rät zum Verkauf.
Bei der Hauptversammlung wurde auch Kritik an Musks Doppelfunktion (Vorstandsund Aufsichtsratschef, in den USA rechtlich möglich) laut; er solle eine der beiden abgeben. Angekreidet werden dem 46-Jährigen zudem seine weiteren Aktivitäten, allen voran bei seiner Raketenfirma SpaceX. Dort läuft es vergleichsweise rund, die Raketenstarts verliefen nach Plan, Musks Marketingmaschinerie lässt die staatliche Raumfahrtorganisation NASA alt aussehen.
Musk, der selbst noch 20 Prozent an Tesla hält (den Rest teilen sich neben Kleinaktionären große Fonds wie Fidelity oder BlackRock auf), wird angesichts des Drucks zunehmend dünnhäutiger. Bei einer Telefonkonferenz mit Analysten im Mai wollte er nicht über Zahlen reden. Er unterbrach zwei Analysten, als sie ihre Fragen stellten. Einem Analysten knallte er an den Kopf, es sei eine langweilige, blöde Frage. „Diese Fragen sind so dröge, sie bringen mich um“,be klagte er sich weitersundwi dm ete sich lieber 20 Minuten den Fragen eines privaten Tesla-Fans.