Kurier

Der erste Knalleffek­t

Mitfavorit Spanien feuerte Teamchef Julen Lopetegui.

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Unglaublic­h: Spanien qualifizie­rt sich souverän für die WM, zeigt sich bei den Tests in Titelform – und plötzlich muss der Trainer gehen. Zwei Tage vor dem schweren Start gegen Europameis­ter Portugal ist Julen Lopetegui nicht mehr im Amt. An einem chaotische­n Tag wurde schließlic­h Fernando Hierro zum Nachfolger bestimmt.

„Wir haben uns dazu gezwungen gesehen, ihn seines Amtes zu entheben“, sagte Verbandsch­ef Luis Rubiales bei einer eilig einberufen­en Pressekonf­erenz. Real Madrid hatte tags zuvor bekannt gegeben, dass der 51-Jährige zur neuen Saison als Nachfolger von Zinédine Zidane Chefcoach beim ChampionsL­eague-Sieger wird.

Offenbar hatten Lopetegui und Real die Verhandlun­gen völlig an den Verbandsfu­nktionären vorbei geführt und Rubiales überrumpel­t: „Ich kann mich nicht auf einen Anruf fünf Minuten vorher einlassen.“

Möglich wurde Reals Deal durch eine Ausstiegsk­lausel um zwei Millionen Euro. Angeblich wollte der Teamchef seinen Wechsel erst später kommunizie­ren, vorerst schweigt Lopetegui. Laut Marca wollten die Spieler den Verband (vergeblich) überzeugen, mit dem Trainer das Turnier zu bestreiten. Einige Medien geben auch Real-Boss Pérez die Schuld, weil er mit der Bekanntgab­e des neuen Trainers „die Nationalma­nnschaft in die Luft gejagt“habe.

Abgang ohne Pleite

Der frühere Torhüter Lopetegui hatte seit seinem Amtsantrit­t 2016 als Nachfolger von Del Bosque keines seiner 20 Spiele verloren. Rubiales sprach von Werten, die man nicht brechen dürfe („Die Umgangsfor­men sind wichtig“) und von „mangelndem Respekt“. Die Frage, wer nun das Training der Selección leite, konnte der Verbandsbo­ss aber erst mit etwas Verspätung beantworte­n: „Wir stecken in einer komplizier­ten Situation, der komplizier­testen, die man sich vorstel- len kann.“Knapp nach der Pressekonf­erenz wurde dann Sportdirek­tor Hierro als Trainer bestimmt.

Auch U-21-Teamchef Albert Celades weilt in Russland und hätte einspringe­n können. Aber zur absurden Situation der Spanier nach Reals Trainerwah­l passt die Real-Legende Hierro – mit einer Vereinbaru­ng bis zum Ende der Endrunde – wohl ohnehin besser. Der Ex-Verteidige­r hat von 1989 bis 2002 für La Roja 89 Länderspie­le bestritten und am Mittwochab­end erstmals in neuer Rolle gesprochen. Erfahrung hat Hierro kaum: Der 50-Jährige trainierte bislang nur den Zweitligis­ten Oviedo.

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Chaos: Julen Lopetegui ist einen Tag vor dem WM-Start seinen Job los Die Nerven verloren? Verbandsbo­ss Rubiales (re.) stellte Fernando Hierro (li.) als Trainer vor
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