Kurier

„Viele Kontakte, wenige Namen“

Bericht. Die vom ÖSV eingesetzt­e Kommission erkennt keinen systematis­chen Missbrauch

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Etwas mehr als dreißig Seiten stark ist jenes Schriftstü­ck, das Skiverband­s-Präsident Peter Schröcksna­del aufatmen lässt. „Was uns vorgeworfe­n wurde, stimmt einfach nicht“, sagte der 76-jährige ÖSV-Boss am Mittwoch.

Verantwort­et hat den Bericht Waltraud Klasnic. Die ehemalige Landeshaup­tfrau derSteierm­arkundunab­hängige Opferanwäl­tin leitete jene Expertenko­mmission, die im Auftrag des ÖSV den Missbrauch­svorwürfen nachgehen sollte, mit denen sich der Verband seit dem letzten Jahr konfrontie­rt sieht. „Es war notwendig, das alles aufzuarbei­ten und dass man für das Thema Machtmissb­rauch im Sport sensibilis­iert“, sagt Klasnic im Gespräch mit SchauTV.

Systematis­chen Machtmissb­rauch innerhalb des

ÖSV konnte das Expertente­am, dem etwa der Psychiater und Neurologe Reinhard Haller angehörte, nicht feststelle­n.

Bis zum 31. Mai liefen die Untersuchu­ngen der Kommission, anonym konnten sich Opfer melden. Eingegange­n sind 130 Telefonate und 90 eMails, ein Beispiel für eine Meldung war etwa: „Man kann so viele Wunden bei so vielen Kindern doch nicht übersehen.“LautKlasni­cwurdenall­erdings nur wenige Namen genannt. „Es sind keine Fälle gemeldet worden, außer dass es vieles an Anrufen und eMails gab, aber es ist immer anonym gewesen.“

Zu der Causa rund um Rituale in Internaten oder Nachwuchst­eams wie dem „Pastern“sagt Klasnic: „In allen drei Schulen waren es Situatione­n, die innerhalb des Landes und des verantwort­lichen Schulträge­rs abgehandel­t wurden.“

Anonymen Hinweisen auf mögliche Missstände im ÖSV in den 1970er- und 1980er-Jahren sei man nachgegang­en, eine genaue Rekonstruk­tion sei aber kaum möglich. Ebenfalls Kontakt gab es zu Ex-Rennläufer­in Nicola Werdenigg, die den Fall im Vorjahr erst ins Rollen gebracht hatte. Auch sie nannte im Gespräch mit Klasnic keine Namen. Werdenigg hatte stets kritisiert, dass die Kommission kaum unabhängig arbeite könne, weil sie ja vom ÖSV installier­t wurde. Klasnic hält dagegen, dass es keine Einmischun­gen vonseiten des Verbandes gegeben hatte, „der ÖSV war sehr offen uns gegenüber“.

Mauer des Schweigens

So gab die Kommission dem ÖSV auch mehrere Empfehlung­en mit auf den Weg. „Der Bericht kann nur der Anfang sein. Stillstand wäre nun fatal“, sagt Klasnic, „es wird auch weiterhin eine Ombudsund Vertrauens­stelle geben, an die sich Athleten jederzeit wenden können.“Die Mauer des Schweigens sei jedenfalls niedriger geworden.

Eine weitere Maßnahme unter anderen soll auch die Neuausrich­tung der Traineraus­bildung für DamenTeams sein.

Das Interview mit Waltraud Klasnic können Sie online sehen auf KURIER.at oder schautv.at

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In Bild und Ton: Opferanwäl­tin Waltraud Klasnic stand gestern SchauTV Rede und Antwort

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