Mehr Gastro, längere Öffnungszeiten
Novelle der Marktordnung. Entwurf steht und geht in Begutachtung, im Oktober soll Verordnung in Kraft treten
Manche haben vermutet, dass es nichts mehr wird, mit der so lange angekündigten Novelle der Wiener Marktordnung. Und selbst die zuständige Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) sagt: „Ich gebe zu, wir haben lange daran gearbeitet.“Gestern, Mittwoch, hat Sima dann doch gemeinsam mit Rüdiger Maresch, Märktesprecher der Wiener Grünen, den Entwurf zur neuen Marktordnung präsentiert. Kommende Woche soll er in Begutachtung gehen und im Oktober in Kraft treten.
Wichtigster Punkt: Die Begrenzung für Gastro-Stände soll nicht – wie bisher – bei maximal 33 Prozent liegen, sondern wird auf maximal 40 Prozent angehoben. Und: Die Handelsstände bekommen ihre Nebenrechte zurück. Diese sind in der Bundesgewerbeordnung geregelt und erlauben Lebensmittelhändlern unter anderem die Ausgabe von Speisen auf bis zu acht Sitzplätzen. Als „Notbremse“gegen das angeblich wuchernde GastroAngebot auf Märkten hatte Sima das im Juli 2017 untersagt, was zu heftigen Protesten der Standler führte.
„Klares Bekenntnis“
Ab Oktober dürfen nun maximal 40 Prozent der Lebensmittelstände auf Märkten wieder auf acht Sitzplätzen Speisen und Getränke verabreichen. Mindestens 20 Prozent der Stände müssen reine Lebensmittelstände bleiben. Die Bezirksvorsteher können die Quoten künftig für jeden Markt innerhalb dieses Rahmens selbst regulieren. Warum der plötzliche Meinungsschwenk? „Der Schutz des Lebensmittelhandels liegt mir am Herzen, aber ich möchte auch ein klares Bekenntnis zur Gastronomie abgeben“, sagt Sima.
Die Öffnungszeiten werden künftig ausgeweitet: Lebensmittelstände dürfen Montag bis Freitag bis 21 Uhr (statt bis 19.30 Uhr) offen halten, am Samstag bis 18 Uhr. „Damit wird Chancengleichheit mit den Supermärkten hergestellt“, sagt Maresch. Gastro-Stände dürfen bis 23 Uhr geöffnet bleiben. Auch die Sonntagsöffnung sei diskutiert worden, man habe sich aber mehrheitlich dagegen entschieden.
Weil die Märkte für die Stadt derzeit nur zu 70 Prozent kostendeckend sind, werden die Standgebühren erhöht: Für einen 37 m2 großen Gastro-Stand auf dem Karmelitermarkt etwa zahlt man künftig nicht mehr 307,84 Euro pro Monat, sondern 338,62 Euro.
Unbefristete Verträge vergibt das Marktamt künftig nicht mehr, um illegale Ablösen in Millionenhöhe zu unterbinden. Die Standler können ihre Stände in einem ersten Schritt für 15 Jahre mieten. Danach sind beliebig viele Verlängerungen für jeweils zehn Jahre möglich.
Schicke Marktordnung
Auf dem Karmelitermarkt haben sich die Neuerungen beim KURIER-Lokalaugenschein am Mittwoch schon herumgesprochen. „Super hört sich das an. Très chic“, sagt Iris Feeback, die gemeinsam mit ihrer Tochter Johanna Haidacher das „Zimmer 37“betreibt. „Dann werden wir wohl einen Gastro-Stand beantragen.“Die Ankündigung der Bezirksvorsteherin der Leopoldstadt, Uschi Lichtenegger (Grüne), Tische und Sesseln für Märkte anzuschaffen, damit auch konsumfrei konsumiert werden kann, halten die beiden für eine gute Idee. Genauso wie Isabel Kaas vom benachbarten Stand „Kaas am Markt“. „Ich bin zufrieden, dass die acht Sitzplätze wieder da sind“, sagt Kaas. Der Verkauf eines weiteren Standes von ihr sei bisher daran gescheitert, dass die Nebenrechte zwischenzeitlich untersagt wurden. Nun stelle sich allerdings die Frage, wer entscheidet, wer die verbliebenen Gastro-Prozente bekommt, auf die jetzt wohl großer Andrang entsteht.
Wie der KURIER erfuhr, ist eine Kommission geplant, die über die jeweils besten Konzepte entscheiden soll. Gespräche – auch mit Vertretern der Wirtschaftskammer – sollen jetzt folgen.