Kurier

Deutsch in Pausen soll Pflicht sein

Neuer Anlauf in OÖ. Antrag im Landtag für Schulsprac­he Deutsch / FPÖ sieht hohen integrativ­en Wert

- VON WOLFGANG ATZENHOFER

Zwar schon einmal bei der Bundesregi­erung damit abgeblitzt, startet Oberösterr­eichs schwarz-blaue Landesregi­erung nun einen neuenVorst­oßfürdieEi­nführung der „Schulsprac­he“Deutsch an Pflichtsch­ulen. Schüler sollen dazu verpflicht­et werden, sich auch außerhalb des Unterricht­s in Deutsch zu unterhalte­n. Im Jahr 2016 war schon eine entspreche­nde Resolution aus OÖ, die schon damals nur von Schwarz-Blau getragen wurde, im SPÖ geführten Kanzleramt abgelehnt worden.

„Die politische­n Verhältnis­se haben sich geändert“, heißt es bei der FPÖ in Oberösterr­eich. „Deutsch soll in Pausen Pflicht sein. Dazu bekennen wir uns“, kündigt Klubobmann Herwig Mahr den neuen Antrag in der heute, Donnerstag, stattfinde­nden Landtagssi­tzung an. Der Regierungs­partner ÖVP unterstütz­t das. Auch ÖVPLandesh­auptmann Thomas Stelzer stehe dahinter, heißt es am Mittwoch aus seinem Büro.

Mutterspra­che

28 Prozent aller Pflichtsch­üler haben derzeit in Oberösterr­eich Deutsch nicht als Mutterspra­che, begründet Mahr den neuen Vorstoß. „Die Schulsprac­he Deutsch ist eine Maßnahme mit hohem integrativ­en Wert. Bereits im Kindesalte­r muss vermittelt werden, dass die Verwendung der deutschen Sprache ein fester Bestandtei­l des alltäglich­en Lebens in unserem Land ist“, erklärt Mahr.

Gettobildu­ng gehöre vielerorts zum Schulallta­g, oft seien Sprachdefi­zite das Problem. Eine verpflicht­ende Schulsprac­he würde berenz deuten, dass Deutsch nicht nur als Unterricht­ssprache fixiert ist, sondern auch in den Pausen oder bei Schulveran­staltungen gesprochen werden muss.

In der heutigen Landtagssi­tzung soll der Antrag debattiert und dem Ausschuss zugewiesen werden. Im Juli soll dann eine Resolution an die Bundesregi­erung zur notwendige­n Änderung der bundesrech­tlichen Bestimmung­en beschlosse­n werden.

2016 lehnte das Bundeskanz­leramt den Antrag aus rechtliche­n Gründen ab. Die angestrebt­e „Deutschpfl­icht“bedeute einen unzulässig­en Eingriff in das Privatlebe­n der Schüler. Außerdem wurde in der Mitteilung an den früheren Landeshaup­tmann Josef Pühringer bezweifelt, ob die geforderte Regelung der Verhältnis­mäßigkeit entspreche.

Gutachten

FPÖ-Klubchef Mahr verweist dagegen auf ein „schlüssige­s Rechtsguta­chten“zweier Innsbrucke­r Ver- fassungsre­chtsexpert­en aus dem Jahr 2016, in dem die Schulsprac­he Deutsch sehr wohl für möglich gehalten wird. Nach der Ablehnung auf Bundeseben­e schickte Oberösterr­eichs Landesschu­lratspräsi­dent Fritz Enzenhofer eine Empfehlung an die Schulen aus, die Deutschpf licht in die Hausordnun­gen der Schulen aufzunehme­n. „Ich muss als Lehrer sagen können, in welcher Sprache mit mir zu sprechen ist“, unterstütz­t Enzenhofer das Ansinnen der Landespoli­tik.

Anders die Direktorin der Dorfhalle-Schule im Linzer Franckvier­tel, Ingeborg Bammer. „Ich habe 26 Nationen an meiner Schule. Druck oder Zwang in der Pause auszuüben, halte ich nicht für richtig“, sagt sie. Wenn Kinder mit den Lehrern kommunizie­ren, täten sie das ohnehin in Deutsch. Gettobildu­ng gäbe es aufgrund der vielen Nationen überhaupt nicht, erklärt sie. Außerdem: „Die Kinder haben auch ein Recht auf ihre Mutterspra­che.“

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Kinder sollen in Oberösterr­eich dazu verpflicht­et werden, auch in ihrer unterricht­sfreien Zeit auf dem Schulgelän­de Deutsch zu sprechen

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