(mit bekannter Begleitmusik)
Nova Rock. Heute startet in Nickelsdorf Österreichs größtes Rockfestival. Das bietet heuer kaum echte Headliner, dafür Otto Waalkes.
Kurz war das Auf bäumen des Festivalangebots in Österreich – und schmerzhaft: In den vergangenen Jahren erblühten plötzlich zahlreiche neue Rockmusikevents (in Wiesen, auf der Donauinsel), nur um ebenso rasch wieder einzugehen.
Schad’ drum? Bedingt. Es hat sich in den Sommern 2016 und 2017 das Programm, das sonst beim Nova Rock und beim Frequency den Weg nach Österreich fand, auf zwei, drei zusätzliche Festivals verteilt und damit ordentlich ausgedünnt.
Wer aber heuer darauf hoffte, dass die Wieder-Eindampfung auf die zwei traditionellen Großveranstaltungen zu einer Programm-Essenz führt, die den Besuch auch aus musikalischen Gründen lohnend macht, der darf sich wegen seines Optimismus’ schelten: Das Nova Rock kommt heuer, nach der Absage des verlässlichen Standardangebots Tote Hosen (siehe unten), fast ohne wirkliche Headliner aus. Und ja, das ist wahrscheinlich egal. Längst dient, der KURIER berichtete alljährlich, die Musik als Reiseanlass, um vor Ort dann ein Jahrmarkt-Gesamtangebot an Schleckereis, Riesenrad und Nackenmassage vorzufinden. Man lebt den eingezäunten Exzess.
Repertoireprogramm
Dazu bietet das Nova Rock heuer ein reines RepertoireProgramm, mit häufigen Österreich-Gästen (Prodigy, Iron Maiden, Avenged Sevenfold, Volbeat) und, positiv formuliert, Veteranen (Marilyn Manson, Billy Idol, Limp Bizkit, Body Count mit Ice-T).
Zumindest wird es nicht staubig: Der Regen dürfte bis in die Nacht auf Donnerstag den Boden feucht halten, danach prognostizieren Meteorologen geradezu perfektes Wetter. Die Temperaturen sollen steigen, am Samstag gibt es bis zu 28 Grad. Regenschauer sind laut ZAMG unwahrscheinlich.
Wir wünschen viel Spaß beim Ringelspielfahren. Wien: Bahnhof Meidling – Mittwoch, zehn Uhr. Vereinzelte Menschengruppen warten auf den Zug, der sie den Pannonia Fields bei Nickelsdorf sehr nahe bringen wird. Das Nova Rock beginnt am Donnerstag.
Wenige Minuten später fährt der Zug auch schon ein. Geduldig warten alle, bis die Türen sich öffnen. Kein Gedränge, kein Stoßen.
Aus einem Handylautsprecher weht das Lied „Freak on a Leash“von der amerikanischen Band Korn durch das Großraumabteil. Zwei Burschen Mitte zwanzig tragen einen verbalen Boxkampf aus: Es geht darum, welche Band denn nicht die beste der Welt sei. Die erhitzten Gemüter der beiden beruhigen sich schnell wieder. Einer kramt in den tiefen seines 60-Liter-Reiserucksacks und holt eine Jägermeister-Flasche hervor, nimmt einen tiefen Schluck und reicht sie seinem zuvor Noch-Gegner weiter.
Zug und Auto
50.000 Besucher werden jeden Tag das Gelände bevölkern. 42-mal Nickelsdorf. Die ÖBB setzen 39 Sonderzüge ein, die im Stundentakt, ohne Zwischenstopp von Wien nach Nickelsdorf fahren. Direkt vom Bahnhof verkehren Shuttlebusse zum Festival. Auf den großen Zufahrtsstraßen zum NovaRock-Gelände ist wie jedes Jahr hohes Verkehrsaufkommen zu erwarten. Wer über die Ostautobahn (A4) fährt, kann – zusätzlich zur Festival-Autobahnabfahrt Nickelsdorf – auch die Ausfahrt Mönchhof nutzen. Die längsten Staus werden – wie jedes Jahr – Donnerstagabend und Freitag erwartet. Aber bereits am Mittwoch kam es nach einem Unfall auf der A4 zu langen Verzögerungen.
Einige sind zu dieser Zeit schon längst auf dem Gelände. „Rock ist wie eine Religion. Manche gehen den Jakobsweg, ich komme eben hierher“, sagt Sebastian. Der 30-Jährige ist zum zehnten Mal auf dem Festival. Vor dem Eingang zum Gelände steht eine überdimensional große Box vom Radiosender
Die Klänge bahnen sich ihren Weg zu den Ohren der Besucher.
Sammeln fürs Ticket
Wenige Meter weiter steht Jan. Er wird nächsten Monat 48 Jahre alt und ist AugustinVerkäufer. „Ich bin fast jedes Jahr hier. Ich verkaufe Zeitungen und sammle Spenden für eine Eintrittskarte. Ich liebe diese Musik“, sagt er und formt die „mano cornuta“(gehörnte Hand) – ein in der Rockszene gängiges Handzeichen. Viele gehen an ihm vorbei. Doch unter den Stammgästen scheint er bekannt zu sein: Sie schütteln ihm die Hand; winken ihm zu. Ihm fehlen noch rund 80 Euro für ein Ticket. Vielleicht kann er den Betrag noch zusammenkratzen, um wenigstens einen Tag seiner Leidenschaft frönen zu können – der Rockmusik.