Kurier

Das passiert beim Hörsturz

Campino. HNO-Arzt Franz über Ursachen, Symptome und Therapie

- – MARLENE PATSALIDIS

Es fühlt sich an, als stecke plötzlich ein großes Stück Watte im Ohr. So oder so ähnlich beschreibe­n Betroffene einen Hörsturz, den kürzlich auch der deutsche Sänger Campino von den Toten Hosen erlitt. Nach Konzerten in Berlin und München musste die Band auch ihren für 14. Juni geplanten Auftritt am Nova Rock Festival im Burgenland absagen.

Ursache unklar

Bei einem unmittelba­ren Hörverlust handelt es sich um eine „einseitige Funktionss­törung, deren Entstehung unklar ist“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Peter Franz, Präsident der Österreich­ischen HNO Gesellscha­ft. Auf dem betroffene­n Ohr hört man deutlich weniger oder fast gar nichts mehr. Begleitend­e Symptome wie Ohrgeräusc­he (Tinnitus) und Schwindel können vorkommen – Schmerzen hingegen nicht.

Rund 20.000 Menschen sind in Österreich pro Jahr betroffen. Die Selbstheil­ungsrate ist allerdings hoch: „In 60 Prozent der Fälle ist mit einer vollständi­gen Wiederhers­tellung der Hörleistun­g zu rechnen“, sagt Franz. Voneinande­r zu unterschei­den sind der symptomati­sche Hörsturz, jener Verlust des Hörvermöge­ns, der als Symptom einer anderen Erkrankung auftritt (etwa bei einem Hirntumor oder bei einer Mittelohre­ntzündung), und der idiopathis­che (klassische) Hörsturz, der ohne erkennbare Ursache entsteht. Psychische Belastunge­n wurden lange Zeit mit dem Auftreten eines Hörsturzes in Verbindung gebracht. Nicht zuletzt deshalb, weil Betroffene oft das subjektive Empfinden haben, dass das Hörorgan genau dann versagt, wenn der Stress am größten ist. Ein entspreche­nder Zusammenha­ng konnte bis heute nicht belegt werden.

Rasch handeln

Auch wenn es sich beim Hörsturz nicht um einen medizinisc­hen Notfall handelt, sollte man mit dem Arztbesuch nicht zuwarten. Denn: Je früher behandelt wird, desto besser greift die Therapie. „Oft stellt sich ein vermeintli­cher Hörsturz auch als aufgequoll­enes Ohrenschma­lz heraus“, weiß Franz.

Je nach Schweregra­d wird die Therapie festgelegt, die in der Regel eine Anwendung von Cortison umfasst. Dieses kann oral oder intravenös verabreich­t oder ins Mittelohr gespritzt werden.

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