Kurier

Die Neuvermess­ung der

Fernsehen. Die Fusion von Time Warner und AT&T ist der erste Schritt zu einer Umwälzung.

- VON GEORG LEYRER

So schnell wird aus einem gesättigte­n, faden Markt ein Ort des gewaltigen Umbruchs: Vor gar nicht allzu langer Zeit waren die USA legendär für ihre Kabel-TV-Durchdring­ung (so viele Sender!). Für die Anbieter war es eine wahre Goldgrube, und auch die Sender wie oder ESPN ließen sich ihre Aufnahme in die Angebotspa­kete der Kabelbetre­iber genussvoll vergüten.

Nun aber werden immer mehr Amis zum „Kabeldurch­schneider“: Vor allem die Jungen verzichten auf die teuren T V-Pakete – und abon- nieren stattdesse­n Netflix. Zum Kontext: Die wertvollst­e Medienfirm­a der USA ist seit Kurzem nicht Disney und nicht sondern Netflix (158 Milliarden Dollar).

Ferngesehe­n wird online, und 2019 steht ein Wendepunkt bevor: Die Menschen sollen dann erstmals weltweit mehr Zeit online verbringen als vor den TV-Geräten. Und genau für diese Zeit rüsten sich nun die Medienund Kabelgigan­ten. Time Warner und AT&T haben grünes Licht für ihre Fusion bekommen – der Übernahme-Deal ist 85 Milliarden Dollar wert. Es vereinen sich also die Eigentümer von u.a.

(und damit „Game Of Thromes“) und mit einem Mobilfunk- und Satelliten­riesen.

Dass hier ein Medien- und ein Telekom-Unternehme­n zusammenko­mmen, ist das eigentlich Spannende: Die etablierte­n Unternehme­n beider Seiten sehen eine Ver- bindung von Infrastruk­tur und Inhalten als einzige Chance, sich gegen die Streaming-Emporkömml­inge (wie auch YouTube, meist genützte App bei den Jungen) zu behaupten. Und sie haben ein Ass im Ärmel, das sich als fades Schlagwort für TechnoFrea­ks verkleidet, aber immense Auswirkung­en hat. Vor wenigen Tagen wurde in den USA die Netzneutra­lität abgeschaff­t. Was langweilig klingt, aber u.a. AT&T – theoretisc­h! – ermöglicht, künftig das Programm von Time Warner bei der Verteilung über die eigenen Netzwerke zu bevorzugen. Und Netflix entweder langsamer zu machen. Oder von dem Streaminga­nbieter eine heftige Gebühr zu verlangen, damit es weiter ruckelfrei streamt. Oder von den Kunden einen Aufpreis genau dafür einzukassi­eren.

Disney rüstet nach

Das Spielfeld ist also ganz neu aufgestell­t – und viele Züge

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Time Warner fusioniert mit AT&T – und u.a. „Game Of Thrones“(Bild) und der Nachrichte­nsender CNN gehören dann der Megafirma ORF 1

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