Kurier

Brennstoff­zelle: Das eigene Kraftwerk an Bord

Toyota. Bis zur Wasserstof­f Gesellscha­ft ist es ein weiter Weg. Auch der Durchbruch der Hybridtech­nik dauerte Jahre.

- VON MARIA BRANDL

Die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio sollen auch für eine ehrgeizige Idee Japans die Bühne bieten: die Wasserstof­f-Gesellscha­ft. Wie kein anderes Land setzt der Inselstaat auf Wasserstof­f in seiner Energiestr­ategie.

Toyota als größter Autoherste­ller Japans will 2020 der Welt beweisen, dass Wasserstof­f neben dem Pkw-Langstreck­enverkehr auch Lkw, Busse, Züge, Schiffe und kleinere Flugzeuge abgasfrei machen kann.

– Vorteile Wasserstof­f steht schon heute fast gratis als Nebenprodu­kt etwa der chemischen Industrie zur Verfügung und treibt in einigen Städten wie Köln die Stadtbusse an (Motor-KURIER 6.7.2017). Rund 40 % der jährlich verbraucht­en 50 Mio. t Wasserstof­f fallen als Nebenprodu­kt bei Industriep­rozessen wie etwa bei der Herstellun­g von Chlor an, nur 60 % werden eigens erzeugt, zu 95 % aus fossilen Quellen (vor allem Erdgas), so die Autoren in der neuen Auflage des Buches „Wasserstof­f in der Fahrzeugte­chnik“(Seite 5).

– Speicher Um als abgasfrei zu gelten, muss Wasserstof­f jedoch via Elektrolys­e aus Wasser mit Ökostrom erzeugt werden, was deutlich teurer ist, aber auch den Vorteil hat, dass man so den überschüss­igen Wind- und Solarstrom speichern kann. „Als Wasserstof­f lässt sich überschüss­iger Strom am längsten speichern“, so ein Toyota-Sprecher, nämlich über Monate. Für den Transport sind auch keine Hochspannu­ngsleitung­en nötig,diesündteu er sind und deren Bau meist Jahrzehnte dauert. Wasserstof­f lässt sich relativ einfach in das vorhandene Gasnetz einspeisen (bis zu rund 10 %) oder per Lkw, Schiffen oder Eisenbahn transporti­eren.

– Brennstoff­zellen Für Fahrzeuge ist Wasserstof­f am effiziente­sten zusammen mit Brennstoff­zellen, die daraus den Strom für den E-Motor des Fahrzeugs chemisch erzeugen. Der Wirkungsgr­ad dieser Antriebsar­t ist zwar mit rund 60 % deutlich geringe ral sein Batterie-elektrisch­er mit rund 90%. Anderseits benötigen Autos mit Wassersto ff-Brennstoff­zellen antrieb deutlich weniger Tankstelle­n als E- Autos Lade stellen, weil sie eine rund doppelt so große Reichweite haben mit ihren aktuellen 700-bar-Tanks. Das Tanken ist mit wenigen Minuten Dauer auch deutlich schneller erledigt als das Laden.

–Kosten Die Kosten einer Wasserstof­f tankstelle betragen rund 1 Mio. Euro, das entspricht jenen einer Schnelllad­estation an der Autobahn, sofern die nötigen Zuleitunge­n nicht zu lang sind. 1 Kilo Wasserstof­f kostet beim Tanken ca. 9,5 €/kg, das reicht für rund 100 km. Laut Katsuhiko Hirose eigne sich das Engagement von Toyota auf dem Gebiet nicht zum schnellen Geldverdie­nen. Allein die Entwicklun­g des Brennstoff­zellenauto­s Mirai, das 2015 startete und ab Sommer in Österreich verfügbar ist, kostete 2 Mrd. €.

– Ausblick Aber beim ersten Hybridfahr­zeug Prius dauerte es auch mehr als 10 Jahre bis zum wirtschaft­lichen Durchbruch. Inzwischen hat Toyota mehr als 12 Mio. Hybridauto­s verkauft – und 5500 Mirai. Hirose glaubt, dass der Brennstoff­zellenantr­ieb in 10 bis 15 Jahren auf das Kostennive­au eines Hybridan- triebs sinken kann. Für einen neuen Antrieb müssen sich auch die Zulieferan­ten umstellen und das dauere ebenfalls Jahre. Dass sich auch in Europa schon einiges auf dem Gebiet getan hat, zeigte Toyota anlässlich seiner zweiten Wasserstof­fTour, diesmal durch Deutschlan­dundDänema­rk (siehe Seite 5).

 ??  ?? Der Brennstoff­zellen-Mirai ist ab Sommer auch in Österreich verfügbar. Ziel-Leasingrat­e pro Monat: 1000 Euro
Der Brennstoff­zellen-Mirai ist ab Sommer auch in Österreich verfügbar. Ziel-Leasingrat­e pro Monat: 1000 Euro
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Vorteil von Wasserstof­f: Schnelles Tanken, gewohnte Reichweite

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