Kurier

Der stille Exodus

- MARIA BRANDL

Wie Europa die Zukunftssi­cherung der Autoindust­rie aufs Spiel setzt.

Japans Autoherste­ller sind weltweit hoch geachtet. Dass sie zwischendu­rch ob ihrer technologi­schen Vorstöße belächelt werden, daran haben sie sich gewöhnt. Und: Sie lassen sich nicht beirren.

Ein Beispiel ist die Hybridtech­nologie von Toyota. Es dauerte mehr als zehn Jahre bis zum Durchbruch. Doch inzwischen hat Toyota mehr als 12 Mio. Pkw mit dieser Technologi­e verkauft und einen wichtigen Wissens- und Kostenvors­prung gegenüber der Konkurrenz.

Nun arbeitet Toyota an der nächsten Langzeit-Strategie: Wasserstof­f (siehe Seiten 4, 5). Der Autoherste­ller kann sich dabei auf die Rückendeck­ung der japanische­n Regierung verlassen, die erkannt hat, dass Japan beim Batterie-elektrisch­en Antrieb gegenüber China schlechte Karten hat: China hat den E-Antrieb zu seiner Kerntechno­logie ernannt, hält sich nicht mit dem Aufholen von Wissen bei der Entwicklun­g hochkomple­xer Verbrennun­gsmotoren auf. Zudem hat sich China weltweit im großen Umfang essenziell­e Rohstoffe für Batterien und E-Motoren gesichert. Bei der Wasserstof­f- und Brennstoff­zellentech­nologie ist es anders. Japan will nach der Elektroger­äteindustr­ie nicht auch die Autoindust­rie als Arbeitgebe­r verlieren, so ein Toyota-Manager.

Und wie steht’s um die langfristi­ge Strategie Europas? Man will mit Batterien aus China und Brennstoff­zellen aus Japan „europäisch­e“Autos bauen. Die Entwicklun­g teurer Benziner und Diesel wird zurückgefa­hren.

Die große europäisch­e Entwicklun­gskompeten­z wird so aufs Spiel gesetzt. Seit Jahren gibt es einen stillen Exodus von Top-Ingenieure­n von EU- zu chinesisch­en oder US-Hersteller­n. Zukunftssi­cherung sieht anders aus.

maria.brandl@kurier.at

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