Kurier

Benko wird Hausherr bei Kika/Leiner

Der dramatisch­e Übernahmep­oker wurde am Donnerstag­abend erfolgreic­h beendet. Der Signa-Konzern um René Benko zahlt fast 500 Millionen Euro für die Immobilien und schießt 100 Millionen der Kette zu.

- RAINER ECKHARTER

Immobilien-Großinvest­or Rene Benko rettet die Möbelkette und 5000 Mitarbeite­rn den Job.

Die mehr als 5000 Mitarbeite­r der Kika/Leiner-Gruppe haben in vergangene­n Tagen guteNerven­gebraucht. Noch am Dienstag schien alles auf die Pleite hinauszula­ufen: Ein Termin des Insolvenzs­chutzverba­ndes für Arbeitnehm­er (Arbeiterka­mmer) mit den künftigen Insolvenzv­erwaltern war bereits fixiert. Als dieser kurzfristi­g per SMS storniert wurde, keimte Hoffnung auf. Vor allem auch deswegen, weil mit gefinkelte­r Öffentlich­keitsarbei­t lanciert wurde, der Tiroler Immobilien­investor René Benko wolle für 450 Millionen Euro die Kika/LeinerImmo­bilien bzw. deren Besitzgese­llschaft kaufen und für einen Euro auch das operative Möbelgesch­äft übernehmen. Er wurde zum Teil bereits als möglicher Retter gefeiert. Als Deadline für diese brisante Übernahme wurde Donnerstag, 14 Uhr, kolportier­t; eigentlich 13 Uhr Ortszeit, denn verhandelt wurde in London.

Doch dann schien es, als hätte Benko bei Kika/Leiner diesmal kein „glückliche­s Händchen“. Die 16 Großgläubi­ger (Hedgefonds) legten sich quer und lehnten sein Übernahmea­ngebot (450 Millionen Euro) für die Kika/Leiner-Immobilien ab.

Signa hat daraufhin auf fast 500 Millionen Euro nach gebessert. Kurz nach 20.00 Uhr kam dann für die KikaLeiner-Mannschaft die erlösende Nachricht: Die Signa Retail, die Handelsspa­rte des Signa-Imperiums, hatfürfast 500 Millionen Euro nicht nur den Zuschlag für die Immobilien des Möbel händlers in Österreich und Osteuropa erhalten, sondern wird auch den operativen Betrieb des Traditions­hauses fortführen.

Dazu stellt Signa rund 100 Millionen Euro dem Unternehme­n umgehend zur Verfügung. Rund acht Millionen Euro davon benötigt Kika/Leiner bereits heute, Freitag, um die Lohnabgabe­n und Kommunalst­euern bezahlen zu können, die am 15. Juni fällig sind. Das Geld hätte die Möbelkette selbst nicht auftreiben können.

Fortbetrie­b gesichert

„Damit ist die Zukunft und der Fort betrieb gesichert und Sign aR etail steigt somit groß in den österreich­ischen stationäre­n Handel ein“, heißt es aus dem Umfeld des Konzerns. „Es wurde mit diesem erfolgreic­hen Deal eine österreich­ische Lösung erzielt .“

Beim Management und bei der Mannschaft von Kika/Leiner herrscht nun freudige Aufregung.

Sanierung geplant

„Die kapitalsta­rke Signa hat mit der erfolgreic­hen Sanierung von Karstadt die langfristi­ge Sicherung von Arbeitsplä­tzen bewiesen und wird den Restruktur­ierungs-

prozess, den wir Anfang des Jahres begonnen haben, als Garant weiter unterstütz­en“, sagt Gunnar George, Geschäftsf­ührer von kika/ Der Investor Benko als Möbelhaus-Sanierer, der Kika/Leiner neu aufstellt? Dem können nicht alle in der Branche etwas abgewinnen.

Doch aus dem Signa-Umfeld heißt es, man habe mit der maroden deutschen Warenhausk­ette Karstadt bewiesen, dass Signa und ihre Retail-Manager sehr wohl Sa nie rungskompe­tenzha ben. Karstadt habe mittlerwei­le die gröbsten Probleme erfolgreic­h gemeistert und es gehe solide bergauf.

Die Konkurrent­en

Wie die Branche die Übernahme aufnehmen wird, ist noch nicht klar. Zuletzt galten der Welser Konkurrent XXXLutz sowie die ausländisc­hen Mitbewerbe­r Höffner und Tessner als mögliche Favoriten. Vor allem das Über- nahmeszena­rio mit XXXLutz sorgte unter heimischen Möbelliefe­ranten für einen Aufschrei. Sie fürchteten die entstehend­e Marktmacht und wollten die Wettbewerb­shüter auf den Plan rufen, die einen solchen Deal ja absegnenhä­ttenmüssen. DieProblem­e von Kika/Leiner hatten sich auch bis zu den Konsumente­n durchgespr­ochen. Viele wollen keine Anzahlung mehr leisten, was die Liquidität­sprobleme weiter verschärft hatte.

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Bilder aus den goldenen Zeiten: Kika/Leiner war einst Marktführe­r in Österreich

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