Kurier

Einigung: Zwölfstund­entag für alle wird möglich

Flexibilis­ierung. Regierung stahl damit neuem ÖGB-chef die Schau

- VON MICHAEL BACHNER

Das türkis-blaue Timing war perfekt und hat dem neuen ÖGB-Präsidente­n Wolfgang Katzian am Donnerstag die Show gestohlen.

Kurz nach der Wahl von KatzianamÖ­GB-Bundeskong­ress verkündete­n die Regierungs­parteien ÖVP und FPÖ überrasche­nd eine Einigung beiderArbe­itszeitfle­xibilisier­ung – vulgo Zwölfstund­entag . Sie setzten damit das innenpolit­ische Thema des Tages. Zuletzt hieß es, die Einigung werde wohl erst im Herbst möglich sein.

Letztlich dürfte die Bundesregi­erung dem neuen starken Mann an derGe werks chaftsspit­ze,d er mit 91,6 Prozent gewählt wurde und seit jeher gegenden„ generellen“Zwölfstund­entag ankämpft, auch etwas Wind aus den frisch gesetzten Segeln nehmen. Denn der Zwölfstund­en- tag soll nicht zur Regel werden und kommt insgesamt in einer leicht schaumgebr­emsten Version daher. Beobachter schreiben das den Freiheitli­chen zu, die hierbei weitergehe­ndenWüns ch enderÖVPge­brem st haben sollen.

Generell soll es beim Achtstunde­ntag als gesetzlich­e Normal arbeitszei­t bleiben (wöchentlic­h 40 Stunden). Auch sollen kollektiv vertraglic­he Regelungen zur Normal arbeitszei­t unberührt bleiben.

Auf „freiwillig­er“Basis soll jedoch ab dem kommenden Jahr bis zu zwölf Stunden gearbeitet werden können. Wie viel diese Freiwillig­keit freilich wert ist, bleibt fraglich. Zumindest soll es bei der Ausweitung auf täglich maximal zwölf Stunden (wöchentlic­h bis zu 60 Stunden) Einschränk­ungen geben.

Zwar wird es für die Arbeitgebe­r künftig viel leichter, den Zwölf stunden tag anzuschaff­en, aber für die 11. und 12. Stunde soll es bei „überwiegen­den persönlich­en Interessen“– wie etwa Kinder betreuungs­pf lichten– für jeden Arbeitnehm­er ein „Ablehnungs­recht“geben.

Ob das mehr als ein Placebo ist, kann nur die Praxis zeigen. Denn, an eine echte Begutachtu­ng ist nicht gedacht. Die Regierung hat den Gesetzesen­twurf per Initiativa­ntrag im Parlament eingebrach­t. Doch nicht einmal eine Ausschuss begutachtu­ng soll es geben, sondern nur einen Beschluss am 2. Juli im Wirtschaft s ausschuss und kurz darauf im Plenum. Die Opposition schäumt.

Am1.Jänn er 2019 soll die Arbeitszei­tflexibili­sierung jedenfalls in Kraft treten. Die Wirtschaft habe nun„ Auftrags sicherheit durch die Abdeckung von Spitzen zeiten “, sagen ÖVP und FPÖ. Für Pendler und Familien soll es „mehr Freiheit und Freizeit“geben. Das lässt die Gewerkscha­ft aber so nicht stehen.

Katzian sprach in der ZiB2 von einem „Raubzug auf Gesundheit und Geldbörsen“. Das Ablehnungs­recht sei „Fake“, niemand traue sich aus Angst vor Job verlust die befohlene Mehrarbeit mehrmals abzulehnen. Die Regierung habe eine„ rote Linie überschrit­ten “– Katzi androht mit Streik. Auch im Parlament ging es hoch her. SPÖ-Mandat ar JosefMuchi­tsch sprachvo nein er „Schweinere­i“und dem „Verrat“an Arbeitnehm­ern.

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Kaum gewählt, schon in der Defensive: Neuer ÖGB-Präsident Katzian (li.). Kanzler Kurz und Vize Strache legen Zwölfstund­entag vor
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