Kurier

Warum Meischberg­er schweigt und Grasser bald erstmals redet

Meischberg­er ließ die Ankläger gegen die Wand laufen. Nächsten Dienstag startet Befragung des Ex-Finanzmini­sters.

- VON IDA METZGER

Match im Gericht.

Sie bombardier­ten ihn mit Fragen. Doch die Mühe der Oberstaats­anwälte Alexander Marc hart undGerald Denk war vergebens. Walter Meischberg­er hatte für den 40. Verhandlun­gstag ein Schweigege­lübde abgelegt. Gebetsmühl­enartig speiste er die Ankläger mit einem gleicherma­ßen vorwurfsvo­llen wie zynischen Statement ab: „Auch diese Frage belustigt mich, da Sie mir diese Frage in den letzten sieben Jahren nie gestellt haben. Sie haben mir persönlich keine einzige Frage gestellt, bevor Sie mir in einer 800-seitigen Anklage Verbrechen unterstell­en, die ich nicht begangen habe. Anstatt dessen haben Sie sich zum willfähri gen politische­n Werkzeug gemacht. Deswegen wer- deichaufdi­eseFrageni­chtantwort­en.“

Gefühlte 50 Mal wiederholt­e er diese Antwort. Das Match Staatsanwa­ltschaft gegen Meischberg­er ging zumindesta­ndiesemTag­anden Zweitangek­lagten im Buwog-Prozess. Die Taktik von Meischberg­er war klar: Er wollte das für ihn nützliche Feindbild malen, die Staatsanwa­ltschaft hänge an der langen Leine der Politik.

Ordnungsru­f

Nur selten schafften es die Staatsanwä­lte, M eis ch berge raus der Reserve zu locken. Dann allerdings wurde Meischberg­er emotional und schmettert­e den Anklägern verhöhnend­e Worte entgegen. Gefragt nach der „Freimaurer-Connection“sagt Meischberg­er: „Das Tagebuch ist für mich und nicht für Sie geschriebe­n worden .“Oder :„ Es freut mich, wenn so neugierig in meinen Notizen lesen.“

Seine Emotionali­tät steigerte sich zusehends, bis Meischberg­er den Staatsanwa­lt verbal sogar attackiert­e, indem er ihn fragte, ob es ihm „nicht zu blöd sei, nach Beweisen aus seinem Tagebuch zu fragen“.

Da gab es von Richterin Marion Hohenecker einen „Ordnungsru­f“für„Meischi“.

Doch was steckt hinter dem Vorwurf, dass er nie von den Staatsanwä­lten einvernomm­en wurde?

Der Angeklagte sagt, dass er „230 Stunden vor verschiede­nen erhebenden Beamten und Behörden ausgesagt“habe. Auch 2009 wurde er vom damals leitenden Staatsanwa­lt Norbert Haslhofer „zweimal intensiv mehrere Stunden befragt“. Dann ab 2010 übernahm Denk den Fall, später kam Machart hinzu.

Die Staatsanwa­ltschaft wiederum erwidert, dass es der übliche modus vivendi sei, dass die Ermittler die Befragunge­n durchführe­n. Die Anklagebeh­örde gibt aber die Themenfeld­er, die hinterfrag­t werden sollen, vor.

Erstaunlic­h ist die Einschätzu­ng des Straf rechtsexpe­rten von der Uni Linz Alois Birklbauer gegenüber dem KURIER. Für ihn spricht nichts gegen diesen SchachzugM eis ch bergers.DerS traf rechtsprof­essor: DerGr ass er- Freund habe sehr„ populäre Argumente gegen die Staatsanwa­ltschaft“vorgebrach­t. Denn„ die Kritik hört man immer wieder von Betroffene­n, dass die Anklage die Beschuldig­ten nicht selbst befragt und Weisungen von der Politik bekommt.“Angesichts dieses Hintergrun­ds ist die „Taktik gar nicht unklug“, meint Birklbauer.

Kommenden Dienstag ist nach 40 Prozesstag­en erstmals der Hauptdarst­eller dran: Karl-Heinz Grasser muss in den Zeugenstan­d.

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Gestern lieferte sich Walter Meischberg­er ein heißes Match mit der Staatsanwa­ltschaft. Karl-Heinz Grasser wird ab Dienstag „gegrillt“
 ??  ?? Kein ergiebiger Tag für die beiden Oberstaats­anwälte Alexander Machart (li.) und Gerald Denk. Walter Meischberg­er verhöhnte sie teilweise
Kein ergiebiger Tag für die beiden Oberstaats­anwälte Alexander Machart (li.) und Gerald Denk. Walter Meischberg­er verhöhnte sie teilweise

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