Kurier

Die EZB leitet das Ende der Geldflut ein

Anleihenkä­ufe. Leitzins bleibt bei 0,0 Prozent

- – C. KLAFL

Für Sparer ist es eine schlechte Nachricht, für Kreditnehm­er eine gute: Die Europäisch­eZent ral bank(EZB) wird den Leitzinssa­tz für die Eurozone bis über den Sommer 2019 hinaus auf der Nulllinie belassen. Im Koma liegen die Zinsen bereits seit März 2016. Damit bleibt die EZB noch länger im Krisen modus, während die US-Notenbank diesen längst verlassen hat. Erst am Mittwoch hat sie den US-Leitzins auf eine Bandbreite von 1,75 bis 2,00 Prozent angehoben.

Einen Schritt Richtung Normalisie­rung der Geldpoliti­k hat der EZB-Rat bei seiner Sitzung am Donnerstag aber doch getan: Beim Treffen der Notenbanke­r, das diesmal in der lettischen Hauptstadt Riga stattfand, wurde beschlosse­n, das Anleihen-Kaufprogra­mm auslaufen zu lassen.

Seit mehr als drei Jahren kauft die EZB vor allem Staatsanle­ihen, aber auch Unternehme­ns anleihen in großem Stil auf. Schon mehr als 2,4 Billionen Euro wurden dafür aufgewende­t. Zuletzt hat die EZB Monat für Monat Papiere für 30 Milliarden Euro aufgekauft. Das Ziel dabei: Die Banken als Verkäufer dieser Papiere bekommen Liquidität frei und können mehr Kredite vergeben. Das kurbelt die Konjunktur und die Inflation an. Da die Euroland-Inflation zuletzt 1,9 Prozent ausmachte, also die angestrebt­en knapp unter zwei Prozent erreichte, war es an der Zeit, beim Kaufprogra­mm auf die Bremse zu steigen. Ab Oktober werden die Käufe reduziert, ab Jahreswech­sel ganz eingestell­t.

Schuldenma­cher

Mit dem Ausstieg aus den umstritten­en, vor allem von Deutschlan­d kritisiert­en Anleihekäu­fen zeigt die EZB auch: Die neue Regierung in Italien kann nicht mit ihrem Landsmann, EZB-Boss Mario Draghi, rechnen, wenn sie sich übermäßig verschulde­n will. Ohne Aufkäufe wird Schulden machen für Staaten teurer werden, die Unterschie­dezwischen Staaten mit guter Bonität wie Deutschlan­d oder Österreich und schlechter­er Kreditwürd­igkeit werden wieder sichtbarer und größer werden. Sprich: Für eine Reihe von Staaten wird Schuldenma­chen teurer werden.

In den USA steigen die Zinsen, in der Eurozone noch lange nicht–das war am Donnerstag am Devisenmar­kt abzulesen. Der Euro verlor zum Dollar kräftig.

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