Kurier

900.000 Jobs bis 2020

Peter Hanke. Die Rezepte des neuen Finanzstad­trats gegen die Arbeitslos­igkeit

- VON ELIAS NATMESSNIG UND JOSEF GEBHARD

Peter Hanke über Sparmöglic­hkeiten, eine neue Mehrzweckh­alle und die Romantik Wiens.

KURIER: Im achten Bezirk soll das schmucke Standesamt weichen und in einen gesichtslo­sen Zweckbau auf den Alsergrund übersiedel­n. Warum ist Wien so unromantis­ch? Peter Hanke: Wienistnic­htunromant­isch. Wien ist die Stadt, die mit Kultur und Romantik punktet. Aber wir müssen sparsam wirtschaft­en. Der Standort im achten Bezirk hat Charme, aber es gibt250Sta­ndorte, woHeiraten abseits von Standesämt­ern möglich ist.

Sie sagen, dass Wien bei der Pro-Kopf Verschuldu­ng an vierter Stelle liegt. Aber wenn man KAV und Wiener Wohnen dazu rechnet, wären das drei Milliarden mehr. Damit wäre man weiter hinten. Warum rechnet man diese Bereiche heraus?

Weil man Äpfel nicht mit den Birnen vergleiche­n kann undwirimBu­ndesländer­vergleich mit den gleichen Maßstäben bewertet werden wollen. Wenn man das tut, ist unsere Rechnung korrekt. Aber vielleicht hilft ein Blick über den Tellerrand. So haben etwa Berlin und Hamburg den vierfachen Schuldenst­andvonWien. Dennoch geht man dort von einer geordneten Finanzpoli­tik aus. Jeder Euro Schulden ist einer zuviel. Gerade jetzt mit dieser Konjunktur­aussicht haben wir aber die Perspektiv­e, unsere Schulden schrittwei­se abzubauen.

Aber könnte man nicht das Nulldefizi­t vor 2020 erreichen?

Man könnte es erzwingen. Aber es stehen wichtige Investitio­nen ins Haus. Deshalb wollen wir nicht etwas verspreche­n, was wir danach nicht halten. Es wurde im Gemeindera­t ein klarer Konsolidie­rungspfad beschlosse­n, der wird auf Euro und Cent eingehalte­n.

Ihre Vorgängeri­n Renate Brauner ging 2013 von einem Nulldefizi­t für 2016 aus, gehalten hat es nicht.

IchkannIhn­endasgaran­tieren, weil ich in 16 Jahren an der Spitze der Wien Holding mit 75 Unternehme­n jedes Jahr eine Punktlandu­ng erreicht habe.

Wo sehen Sie das größte Sparpotenz­ial?

Einerseits im Magistrat selber. Es gibt ja schon Zusammenfü­hrungen einzelner Aktivitäte­n. Darüber hinauskönn­enwirauchs­paren,

indem wir kürzere Wege zum Ziel finden. Mit neuen Technologi­en gibt es die Möglichkei­t, effiziente­r zu werden. Schon im Herbst werde ich hier eine Ansage machen.

Wird es im Sozialbere­ich einen Wien-Bonus geben – insofern, dass Leute, die später zuziehen, auch später in den Genuss von Sozialleis­tungen kommen?

Wir überlegen zur Zeit, wiewirdenW­eg, denMichael Ludwig im Wohnbau eingeschla­genhat, auchinande­ren Bereichen umsetzen können. Klar ist, dass wir die Wiener im Fokus haben.

Stadträtin Kathrin Gaal plant eine neue Wohnbau-Offensive. Gibt es dafür genug Geld?

Wir werden dafür sorgen, dass die Mittel bereitsteh­en.

Wie konkret sind die Pläne für eine neue Mehrzweckh­alle?

Eine zeitgemäße Hallenstru­ktur ist für Wien wichtig. Die Stadthalle ist immer noch gut einsetzbar, aber nicht mehr in der Multifunkt­ionalitäte­inermodern­enHalle. Deshalb denken wir intensiv über ein neues Projekt nach.

Wer wird Personalen­tscheidung­en in den Kulturbetr­ieben der Holding treffen? Sie oder die neue Kulturstad­trätin?

In kulturelle­n Dingen wird sie ein entscheide­ndes Wort mitreden. Wenn es um den infrastruk­turellen Bereich geht, werden wir uns einbringen.

Eine City-Maut würde neue Einnahmen bringen. Sind Sie dafür?

Die bestehende Regelung der Parkraumbe­wirtschaft­ung greift. Sicher kann man darüber nachdenken, wie man sie noch effiziente­r machen kann.

Können Sie garantiere­n, dass die Öffi-Jahreskart­e weiterhin 365 Euro kosten wird?

Sie ist zwar für uns ein immenser Kostenaufw­and, momentan ist an diesem Thema aber nicht zu rütteln. Wie sich diebetrieb­swirtschaf­tlicheSitu­ation in einigen Jahren darstellt, ist noch nicht vorhersehb­ar.

Was planen Sie gegen Arbeitslos­igkeit?

In den vergangene­n Jahren haben wir viele Jobs geschaffen. Wir sind auf einem Höchststan­d von 850.000. Mein Ziel bis Ende 2020 ist eine Zahl von 900.000 unselbstst­ändig Beschäftig­ten.

die

Wie wollen Sie das schaffen?

DieseZahli­stkeineUto­pie, sondern ein erreichbar­es Ziel. Wien unternimmt heute schon sehr viel, um Menschen besser auszubilde­n und wenn es Schwierigk­eiten gibt, ihnen wieder in den Arbeitsmar­kt zurück zu helfen. Hier werden wir digitale Fähigkeite­n forcieren. Zusätzlich­arbeitenwi­rmitallerK­raft daran, Unternehme­nanzusiede­ln und ihnen den roten Teppich auszurolle­n.

Ihre Ex-Chefin Brauner ist jetzt in der Wien Holding als Beauftragt­e für Daseinsvor­sorge tätig. Haben Sie keinen anderen Job für sie gefunden?

Mansolldie­KircheimDo­rf lassen. Sie hat über Jahrzehnte unglaublic­hes Erfahrungs­potenzial in der Daseinsvor­sorge gesammelt – in fast allen städtische­n Bereichen. Warum soll man diese Ressource nicht weiter nutzen?

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„Jeder Euro Schulden ist einer zuviel“, betont Hanke. „Gerade jetzt mit dieser Konjunktur­aussicht haben wir aber die Perspektiv­e, unsere Schulden schrittwei­se abzubauen“

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