Kurier

Schlepper kennen keine Skrupel

Flucht. Massentran­sporte wurden seltener – doch es gibt sie noch

- – MICHAELA REIBENWEIN

Die Tragödie von Parndorf – sie könnte sich wiederhole­n. Denn Schlepp erhaben selten Skrupel. Erst Ende Mai wurde ein Kleinbus an der kroatisch-bosnischen Grenze durch Schüsse der Polizei aufgehalte­n. Zwei Kinder wurden verletzt. In dem Bus waren 29 Menschen eingepferc­ht.

„Die Fahrer sind immer noch sehr sorglos. Und die Menschen sind gutgläubig. Oder sie werden unter Druck gesetzt – sie haben keine Wahl“, sagt Gerald Tatzgern, Leiter der Zentralste­lle zur Bekämpfung der Schlepper kriminalit­ät im Bundeskrim­inalamt.

Was sich seit Parndorf geändert hat: Flüchtling­e werden zumindest seltener in Lkw transporti­ert .„ Die Kontrollen­sind stärker geworden. Wenn zwei Personen in einem Pkw transporti­ert werden, ist das unauffälli­ger .“Oder die Flüchtling­e bekommen statt des versproche­nen Transports eine Wegbeschre­ibung für eine sehr lange Wanderung. „Es gibt tatsächlic­h Fälle, in denen Menschen von Griechenla­nd die Route zu Fuß abgegangen sind. Die Schlepper haben ihnen nur die Richtung gezeigt.“

Zum Warten verdammt

Die türkisch-bulgarisch­e Route würden Flüchtling­e und Schlepper derzeit meiden – sie ist zu gut bewacht. Dafür spielt Bosnien eine immer größere Rolle. „Am Balkan inklusive Griechenla­nd gibt es 50.000 bis 60.000 Menschen, die sich sofort auf den Weg machen würden“, sagt Tatzgern. Dazu kommt die Lage in der Türkei – dort befinden sich aktuell vier Millionen Flüchtling­e. Nachdem sich die Bedingunge­n für sie verschlech­tern, warten auch sie au feine Gelegenhei­t .„ Wir hören auch davon, dass einige dort Deutsch lernen, um vorbereite­t zu sein.“Dazu kommen die Millionen Flüchtling­e in Jordanien und Afrika. „Brisant“, nennt Tatzgern die Lage dort.

Die Aufgriffe von Flüchtling­en in Österreich dürften 2017 deutlich zurückgega­ngen sein. Die Zahlen wurden aber noch nicht veröffentl­icht.

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