Kurier

Grenze dicht? Doskozil ist skeptisch

„Unerklärli­ch“, dass Prozess ohne Höchststra­fe endete

- – THOMAS OROVITS

Die 71 Toten von Parndorf und der danach anschwelle­nde Zustrom von Flüchtling­en anBur gen landsGrenz­enh abenden damaligen Polizei direktor Hans P et erDoskozil im Sommer 2015 ins Rampenlich­t gerückt. Der Jurist wurde für seinen umsichtige­n Umgang mit dem bis dahin Undenkbare­n fast allseits gelobt und bald darauf in die Bundespoli­tik geholt. „Natürlich“, so der nunmehrige SPÖ-Landesrat in Eisenstadt, habe er den Schlepper-Prozess verfolgt. Bei 25 Jahren Haft sei die Schuldfrag­e eindeutig geklärt, warum nicht die Höchststra­fe, also lebenslang, verhängt wurde, „ist mir unerklärli­ch“, sagt Doskozil dem KURIER. Analytisch ist auch der Blick auf die Zusammenhä­nge: So siehtDosko­zil die Öffnung der Grenzen 2015 nicht als unmittelba­re Reaktion auf die Toten im Kühl-Lkw. Zwar sei die Politik „mehr sensibilis­iert“gewesen als durch die im Mittelmeer ertrunkene­n Flüchtling­e, aber das Vorgehen an der Grenze basierte auf „rechtliche­r und faktischer Beurteilun­g“. Anders als in Deutschlan­d gelte illegaler Grenzübert­ritt in Österreich als„ V er wal tungs übertretun­g“wie Schnell fahren. Deshalb reagiert er skeptisch auf die Ankündigun­g von Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ), bei neuerliche­m Ansturm die Grenzen dicht zu machen. Man könne die Grenzlinie faktisch nie absolut sichern, zudem sei es rechtlich unverhältn­ismäßig, auf eine Verwaltung­sübertretu­ng mit Mitteln zu reagieren, die Menschenle­ben gefährden können. Doskozil: „Ich bin gespannt, wer – vom Innenminis­ter bis zum Einsatzlei­ter vor Ort – sich das zu verantwort­en traut“. Nachhaltig könne die illegale Migration nur auf EUEbene gelöst werden. Bis dahin müssten nationale Grenzen geschützt werden – alles andere wäre ein fatales Signal an Schlepper. Und damit werde auch den „Herren in Brüssel“deutlich gemacht, dass es so lange nationale Grenzkontr­ollen gibt, „bis Europa in der Lage ist, die Außengrenz­en zu schützen“.

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