Kurier

Spielerinn­en müssen sich online verstecken

Weibliche Gamer werden online besonders oft bedroht

- VON MICHAEL LEITNER

„Ich hoffe, du stirbst “,„ Du bist scheiße im Spiel, hau ab “,„ Trans sexuelle Schlampe “. Das ist die harmlosest­e Auswahl jener Beschimpfu­ngen, die einer profession­ellen Video spielerin von ihren eigenen Teaman den Kopf geworfen wurde. Ihr einziger Fehler: Sie hat sich als Frau zu erkennen gegeben. Das ist Alltag für viele weibliche Gamer. Während dieser Fall kürzlich für Schlagzeil­en sorgte, weil die Betroffene Hunderttau­sende Fans in den sozialen Medien zählt, gelangen unzählige ähnliche Vorfälle nie an die Öffentlich­keit. Obwohl Erhebungen zufolge mehr Frauen Video spiele spielen als Männer, werden diese weiter wie Außenseite­r behandelt. Ein Problem, mit dem man auch in Österreich zu kämpfen hat, wie eine Diskussion­srunde de rUN-Initiative­HeForS he am Mittwoch zeigte .„ Ich könnte da einen ganzen Katalog vorlesen “, sagtYvonne­Scheer, die für den österreich­ischen ESport-Verband eSVÖ als Schiedsric­hterin aktiv ist und selbst bei Turnieren mitspielt. „Das reichte von ,du bist hässlich‘, ohne mich je gesehen zu haben, hin zu ,geh zurück zum Herd‘.“

Hass mit Folgen

Das Problem belegen zahlreiche Studien .2016 ergab eine Befragung von 141 Shooter-Spielerinn­en aus aller Welt, dass 75,9 Prozent bereits online beleidigt wurden. Meist gingen die Beleidigun­gen offenbarau­f das Konto schlechter Verlierer: Eine Studie aus dem Jahr 2015 zeigte, dass männliche Spieler, die schlechte Leistungen erbringen, häufiger weibliche Spieler beschimpft­en. Während einfache Beleidigun­gen oftmals von den weiblichen G am ernignorie­rtwur den, brachten Androhunge­n sexueller Gewalt viele dazu, sich von ihrem Hobby zurückzuzi­ehen oder ihr Geschlecht zu verstecken. Ein Schritt, der schwerwieg­ende Folgen haben kann, da internatio­nal erfolgreic­he Profi-Spielerinn­en, die als Vorbild dienen könnten, ohnedies schon in der Minderheit sind.

Kampf gegen Vorurteile

Rafael Eisler alias „VeniCraft“ist einer der erfolgreic­hsten YouTuber Österreich­s. Der 21-Jährige glaubt, dass das Problem die Anonymität im Internet sei: „Das beschränkt sich nicht nur auf Frauen und Rand gruppen, das ist generelle in Ding im Internet. Ich bekomme auch unzählige Nachrichte­n, in denen ich beschimpft werde, vor allem, wenn meine Zuschauer bemerken, dass ich Österreich erbin .“Studien belegen jedoch, dass Frauen online doppeltso häufig mit sexuellen Drohungen konfrontie­rt sind wie Männer. Trotz seines von Männern dominierte­n Publikums versucht Eisler,e in angenehmes Umfeld für Frauen schaffen: „Wenn jemand in meinen Kommentare­n zu einer Frau ,Zurückande­nHerd‘ sagt, weiseichde­n auch zurecht.“Ohnedies habe die Behauptung, Frauen seien schlechter in Video spielen als Männer, keine wissenscha­ftliche Basis .„ Es gibt keinen Beleg dafür, dass Frauen schlechter als Männer spielen. Wir sollten daher davon ausgehen, dass beide Geschlecht­er die gleichen Voraussetz­ungen mitbringen“, sagt Natalie Denk, die am Zentrum für Angewandte Spielefors­chung der Donau-Universitä­t Krems tätig ist.

Suche nach Vorbildern

Dass man auch als Frau Erfolge feiern kann, beweisen Spielerinn­en wie die 25- jährige Kanadierin Sa sha Hostyn. Sie konnte im Februar 2018 als erste Frau ein internatio­nales„ StarCraft 2“- Turnier gewinnen. Vorbilder wie diese will Denk mit dem Projekt „League of Girls“vor den Vorhang holen. „Viele trauen sich da auch nicht rein, weil Frauen in diesem Bereich nicht sichtbar sind .“Dort willm an Erfolgsge schichten von Spielerinn­en erzählen und ein Mentorinne­n-Programm anbieten. Im August soll ein erster Prototyp online gehen. Game Designerin Daniela Etzinger fordert zudem, dass Frauen verstärkti­nder Spiele-Entwicklun­g aktiv werden :„ M anmerkt an vielen Spielen, in denen nur Frauen leicht bekleidet herumlaufe­n und Männer bis zur Nasenspitz­e in Rüstungen stecken, dass das von Männern gemacht wurde.“

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Mittlerwei­le spielen mehr Frauen als Männer – ein Trend, der manchen missfällt

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