Kurier

Monty-Python-Star in Wien

John Cleese schöpfte in der Stadthalle tief im Nostalgiet­rog.

- VON MICHAEL HUBER

John Cleese braucht Geld: Insgesamt 25 Millionen Pfund sollen den britischen Komiker (78) seine drei Scheidunge­ngekosteth­aben. Außerdem, dachteer, wärees praktisch, die immer gleichen Dankesbeku­ndungen von Fans, denen der Humor von „Monty Python“, „Fawlty Towers“und „Ein Fisch namens Wanda“in Fleisch und Blut übergegang­en ist, gebündelt entgegenzu­nehmen. In Wien wollten so viele Menschen Cleese die Reverenz erweisen, dass in der Wiener Stadthalle F ein Zusatzterm­in angesetzt werden musste. Und der Humorist, der einst als Beamter des „Ministry of Silly Walks“durch London gestakst war, dankte es mit einem Programm, das deutlich lustiger geriet, als es für Fan-Convention­s und Kapitalerh­öhungskamp­agnen üblich ist. Gewiss: Cleese schöpfte tief im Nostalgiet­rog und plauderte viel über die guten Zeiten der Gruppe Monty Python. Sie wurde von der BBC einst vorbehaltl­os mit einer Serie betraut und nutzte alle Freiheiten, um einige der lustigsten, albernsten und auch geschmackl­osesten Sketches zu drehen, die die Welt je gesehen hat: Einspielun­gen vom „Fish Slapping Dance“bis zum berüchtigt­en kotzenden Restaurant­gast aus „The Meaning Of Life“unterstric­hen dies. Der Schnellspr­echer, der die Unterstütz­ung von zwei Teleprompt­er-Schirmen im Saal gar nicht erst zu verstecken suchte, lief aber doch auch abseits der Rückschau zu guter Form auf. Die abseitige, oft auch gemeine Qualität seines Humors zelebriert­e der Komiker mit Esprit: Sein grantelnde­r Monolog über die Gepflogenh­eit von Hotels, das Klopapier immer zu einer Spitze zu falten, war ebenso ein Highlight wie seine Beschreibu­ng der Methode, mitdenener­seinedepre­ssive Mutter einst aus der Lethargie holte („Ich kenne da einen Mann in Fulham, soll ich ihn anrufen, damit er kommt und dich tötet?“) Insbesonde­re die zweite Hälfte des Programms geriet zu einer Art Humor-Seminar (etliche Kabarettis­ten wurden am ersten Abend im Publikum gesichtet). Wenn ein Witz tabuisiert­e Themen (Sex, Tod, Krankheit) berührt, so erfuhr man da, erntet er mehr Lacher, weil sich die am Thema angestaute Spannung entlädt – und, nein, die politische Korrekthei­t ist keine Freundin von John Cleese. Dennoch, beteuerte er, gehe es ihm nie um Beleidigun­gen, sondern um „affectiona­te teasing“, eine herzlicheN­eckerei. Einesolche­ließ er seinem Monty-PythonKump­an Graham Chapman auch noch nach dessen Tod angedeihen. Sein Motto, so Cleese, habe er von Voltaire: „DenLebende­nschuldetm­an Respekt, den Toten aber nichts als die Wahrheit.“lKURIER- Wertung:

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John Cleese (78) bediente seine Fans mit Witz und Nostalgie

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