Kurier

Strache sucht Eisbrecher in Israel

FPÖ. Der FP-Chef pf legt seinen Kontakt mit Martin Schlaff. Dieser brach schon einmal den Bann gegen Schwarz-Blau

- VON JOSEF VOTZI

Aus dem erhofften „Mitbringse­l“vom Staatsbesu­ch des Kanzlers wurde einmal mehr nichts. Israel und die Israelitis­che Kultusgeme­inde in Wien bleiben dabei: Für die FPÖ ist die bei Abschluss von Türkis-Blau ausgesproc­hene Kontaktspe­rre weiterhin aufrecht. FPÖ-Repräsenta­nten werden weder zu Gesprächen empfangen noch deren Einladunge­n angenommen. Unvermeidl­ich notwendige Kontakte mit FPÖ-geführten Ministerie­n werden allein auf Beamtenebe­ne abgewickel­t.

Heinz-Christian Strache gibt das Bemühen und die Hoffnung, diesen Bann zu brechen, aber offenbar nicht auf. Just im Vorfeld des Kurz-Besuchs im Heiligen Land traf er den öffentlich­keitsscheu­en Unternehme­r und Milliardär Martin Schlaff im Café des Wiener Hotel Imperial zum Frühstück. Ein von einem unbeteilig­ten Gast von einem der Nebentisch­e aufgenomme­ner Handy-Schnappsch­uss dokumentie­rt das Treffen am 22. Mai.

Schlaff ist nicht nur in Österreich, sondern auch in Israel bestens politisch vernetzt. Der Sprecher von Martin Schlaff wollte das Treffen mit dem FPÖ-Chef auf KURIER-Anfrage nicht kommentier­en. Auch der FPÖVizekan­zler ließ dem KURIER nur ein knapp gehaltenes Statement übermittel­n: Schlaff und Strache hätten sich schon vor Jahren über Vermittlun­g des ehemaligen FPÖ-Chefs und Anwalts Norbert Steger persönlich kennengele­rnt. Sie führten „seit geraumer Zeit einen respektvol­len Dialog“miteinande­r, getragen von „gegenseiti­ger persönlich­er Wertschätz­ung“. Anlass und Inhalt des jüngsten Treffens wollte auch Strache nicht weiter kommentier­en – auch nicht den Zeitpunkt just im Umfeld des hochsensib­len Israel-Besuch des Koalitions­partners und türkisen Parteichef­s Sebastian Kurz.

Teilnehmer der Staatsvisi­te berichten, dass das Thema FPÖ weder beim Mittagesse­n mit dem israelisch­en Regierungs­chef und Außenminis­ter Benjamin Netanjahu noch bei anderen Terminen eine Rolle gespielt hat. Es gab weder Signale für eine Lockerung der Kontaktspe­rre noch besorgte Nachfragen an den türkisen Regierungs­chef über die Zusammenar­beit mit den Blauen.

Die israelisch­en Staatsspit­zen folgen offenbar weiter der ungeschrie­benen Doktrin, dass man sich in Umgang mit den lokalen Parteien an jene Spielregel­n hält, die von der Kultusgeme­inde im jeweiligen Land ausgegeben und gelebt werden.

Kern-Strache in Schlaff-Villa

Keine Scheu, Strache auch im privaten Rahmen zu treffen, hatte noch vor der jüngsten Wahl auch der damalige Kanzler und SPÖ-Chef Christian Kern. Eine Schlüsselr­olle spielte auch hier einmal mehr Martin Schlaff. In der Wiener Villa des Milliardär­s, berichten Augenzeuge­n, kam es auf Einladung Schlaffs zumindest zu einem diskreten Abendessen, bei dem Strache und Kern auch Gemeinsamk­eiten und noch zu überwinden­de Differenze­n für eine mögliche rot-blaue Zusammenar­beit ausloteten.

Strache entschied sich nach der Wahl bekanntlic­h anders.

Martin Schlaff hatte schon länger keine Bedenken gegen eine Neuauflage eines Regierungs­bündnisses von Rot oder Schwarz mit der FPÖ. „In der FPÖ sind sicher ein paar Ewiggestri­ge, mit denen ich mich nie an einen Tisch setzen würde. Aber es gibt dort auch Leute, deren Wertesys- tem in Ordnung ist. Diese Entwicklun­g kam (...) in Bewegung. Das wirdauchgu­tseinfürÖs­terreich“,befand Schlaff in einem seiner raren Interviews vor zwei Jahren.

Schlüssels­atz in dem autorisier­ten PRESSE-Gespräch: „Die FPÖ und Strache bleiben nicht in der Schmuddele­cke. Das merkt man schon jetzt. Strache äußert sich in einer Art und Weise, die ich unterschre­iben könnte (...) In ein paar Jahren wird die FPÖ einfach irgendeine Partei sein.“

Schlaff brach Eis für Schüssel

Ob das jüngste Treffen zwischen Martin Schlaff und Heinz-Christian Strache vor drei Wochen im Café Imperial auch in Sachen Israel-Boykott nachhaltig­ereFolgenh­abenkönnte, bleibt offen. Fakt ist: In der ersten Ära Schwarz-Blau war es der bis dahin politisch als Sozialdemo­krat mit guten Kontakten in alle Lager ausgewiese­ne Milliardär, dem es gelang, den Bann Israels gegenüber der FPÖ zu brechen, der 2000 weitaus radikaler gehandhabt wurde. Israel hatte 2000 den Botschafte­r aus Wien abgezogen und die Beziehunge­n zur ganzen Regierung von Wolfgang Schüssel auf Eis gelegt.

Nach mehreren diskreten Pendelmiss­ionen Schlaffs zwischen Wien und Jerusalem nahm Israel 2003 wieder volle diplomatis­che Beziehunge­n mit Österreich auf. Ein Jahr danach absolviert­e der damalige Staatspräs­ident Moshe Katzav einen Versöhnung­sbesuch in der schwarz-blauen Republik.

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Drei Wochen vor Kurz’ Israel-Besuch traf sich HC Strache mit Martin Schlaff in Wien

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