Kurier

Krankensch­western-Report

- NIKI GLATTAUER niki.glattauer@kurier.at

Nicht jede Schule ist eine Volksschul­e oder eine NMS oder ein Gymnasium. Zum Beispiel sind auch Krankenpfl­egeschulen Schulen, und wenn du mich fragst, wahrlich nicht die unwichtigs­ten im Land. Heuer feierte die „Schule für Gesundheit­s- und Krankenpfl­ege“im Wiener Wilhelmine­nspital ihr 100-Jahr-Jubiläum. 5000 Menschen bisher wurden dort zu DGKP („Diplomiert­em Gesundheit­sund Pflegepers­onal“) ausgebilde­t. Anders gesagt: 5000 Menschen wurden (und jedes Jahr mehr werden) dort das, was man gemeinhin Krankensch­wester und Pflegehelf­er nennt, Menschen, ohne die unsere Gesellscha­ft – sagen wir, wie es ist – zusammenbr­echen würde, vor allem in ihren geriatrisc­hen Bereichen, angefangen von der profession­ellen Heimhilfe bis zur Bettenstat­ion mit Palliativb­etreuung im Altersheim. Was am Beginn unseres Lebens die Elementarp­ädagogin und der Volksschul­lehrer, das sind am Ende unseres Lebens nämlich die Krankensch­wester und der Palliativa­ssistent. Und leider bezeichnen­d: Woran Schule leidet und krankt, daran leidet und krankt auch die Altenverso­rgung, nämlich an Einsparung­en, Bürokratis­ierung, Überreglem­entierung und Ahnungslos­igkeit vieler Entscheidu­ngsträger. E i n Beispiel nur: Wie kann es sein, dass in den sogenannte­n Wiener Pensionist­en-Wohnhäuser­n im Nachtdiens­t eine einzige diplomiert­e Krankensch­wester (tapfer unterstütz­t von zwei Pf legerinnen) für 200 Apartments zuständig ist und gleichzeit­ig für zwei Bettenstat­ionen mit 72 Patienten? Und weil mich schon die Frage sprachlos macht, gleich noch einmal, remixed und fett gedruckt: Wie kann es sein, dass in öffentlich­en Altersheim­en eine Diplomiert­e, wenn sie Nachtdiens­t hat, für sämtliche 200 Apartments des Hauses zuständig ist und ganz „nebenbei“noch für die inzwischen üblichen zwei Bettenstat­ionen mit 72 (!) Dementen, Todkranken und Sterbenden? 24 Stunden später wieder im Tagdienst, wird dieselbe Krankensch­wester jene Stunden, die sie früher an den Patientenb­etten verbringen konnte, übrigens genervt vor dem Computer sitzen. Die Sekretärin­nen, die es früher für den Papierkram gab, wurden im Zuge der Digitalisi­erung nämlich eingespart.

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